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Büchel 2.JPG

pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Rundbrief 2018-1 Internet

Berichte, Artikel zu Atomwaffen, Rechtsruck in Deutschland, Gewalt und Religion, Bundestagswahl, Mitgliederbefragung, Spirituelle Impulse zum 1. Advent und auf der Suche nach Heimat

Liebe Freundinnen und Freunde von pax christi!

 

„Das Wort ist Fleisch geworden.“ So die Botschaft des 1. Weihnachtstages. Eine Wirklichkeit, die über die Fakten hinausgeht und für uns Christen mit Kopf, Herz und Hand  zu prüfen ist. Das wirksame Wort Gottes führt die Menschen hinein in die Situation der Entscheidung  für oder gegen Gott. Dieses Wort ist Jesus Christus selber, er spricht den Menschen an, er fordert ihn heraus zu antworten. "Das Wort" ist so Zusage, Zuspruch der Liebe Gottes, des Heiles und des Lebens für die Menschen, das nicht nur geschrieben oder gesprochen bleibt, sondern wirksam wird, das heißt, Konsequenzen hat. Es ist so zugleich auch Anfrage und Herausforderung. In der Antwort des Menschen wird sichtbar, wofür sich der Mensch entscheidet: Glaube oder Unglaube, Heil oder Gericht, Leben oder Tod. Das ganze Evangelium steht in der Spannung der sich immer weiter zuspitzenden Entscheidungssituation, die das Kommen des Wortes ausgelöst hat.

Gerade in Krisenzeiten, im Leid, in der Dunkelheit brauchen die Menschen "Orientierung"', sie brauchen eine kluge Benennung der Wirklichkeit, die in der Lage ist, die "komplexen Verhältnisse" auch sprachlich auf den Punkt zu bringen. Denn: Ist es nicht so, dass durch Benennung Klarheit geschaffen wird? Ist es nicht so, dass Orientierung dringend nötig ist, wenn die "Nebelkerzenwerfer", die "Vereinfacher der Wahrheit" und "Apokalyptiker" ihren Auftritt haben?

Weihnachten beinhaltet die Herausforderung, dass auch wir unser Wissen um Gott, Fleisch werden lassen. Das Konkret-Werden Gottes soll sich auch in unserem Leben fortsetzen.

Christsein bedeutet mehr, als einer Bewegung oder einer Organisation anzugehören. Christsein bedeutet, dass wir diesem Wesen Gottes in unserem konkreten Leben, in unseren Worten und Taten eine menschliche Gestalt geben.

So wollen wir uns auch in Zukunft für den Frieden auf Erden einsetzen, durch Analyse, Widerspruch und Einsatz für Gerechtigkeit.

 

Euer Hope

 

 

Hinweise und Berichte

 

Liebe Freunde und Freundinnen im Ökumenischen Netz,

 

vor einigen Wochen konntet Ihr auf 25 Jahre Netz-Arbeit zurück-blicken. Ihr habt das entsprechend Eures Anspruchs an Euch selbst getan: durch Reflektion und Analyse. In den 25 Jahren habt Ihr so die Verhältnisse in Gesellschaft und Ökonomie, aber auch in der Kirche durchleuchtet, die Finger in die Wunden der Krise gelegt und die Absurdität jedes „Weiter so“ offengelegt. Wir danken, dass wir oft Beiträge in unseren Rundbriefen veröffentlichen durften. Das soll auch besonders für die spirituellen Impulse, die auch in dieser Ausgabe zu lesen sind, gewürdigt werden.

Gutes Nachdenken in den nächsten 25 Jahren!!!

 

Weltkrieges

nach Arras vom 18.-22. April 2018

Einladung zum100 Jahrgedenken des Ersten

 

Anmeldung bis 22.02.2018: Diakon Horst-Peter Rauguth,  Geistlicher Beirat, Kalkofenstraße 46a, 66125 Saarbrücken, diakonrauguth@aol.com  Telefon: 0176 34646402

 

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!

Von den katholischen nordfranzösischen Diözesen Arras, Lille und Cambrai initiiert, wird vom 18.-22. April 2018 eine Großveranstaltung zum Gedenken an den 1. Weltkrieg stattfinden: „Centenaire pour une paix juste“. Das Motto der Veranstaltung lautet: „Faites la paix“. (faiteslapaix.org)

Das Programm sieht folgende Elemente vor:

Mittwoch 18.04. 2018: Anreise und Empfang der Delegationen in Arras

Donnerstag 19. April: Aufsuchen von Gedenkorten in den jeweiligen Länderdelegationen (Soldatenfriedhöfen und Gedenkstätten) und gemeinsames Treffen an Notre Dame de Lorette.

Freitag 20. April: Kolloquium an der Katholischen Universität Lille: „Vom gerechten Krieg zum gerechten Frieden“ mit jeweils 4 parallelen Themen am Vor- und am Nachmittag, mit Vortrag, Diskussion und Austausch.

Samstag 21. April: Faites la paix / Aktiv für Frieden

Großveranstaltung für den Frieden – auf den Plätzen von Arras mit Ständen mit Anregungen, sich auszutauschen und nachzudenken; großem Konzert und Bühnenschauspiel über 5 Zeugendokumente aus dem Archiv der Diözese von Arras

Sonntag 22. April: Morgens: Menschenkette entlang des Frontverlaufes von 1917. 14 Uhr Pontifikalamt in der Kathedrale von Arras - danach Heimreise.

In ökumenischer Zusammenarbeit mit dem Protestantischen Dekanat Zweibrücken bietet der pax-christi-Diözesanverband Trier eine Reise nach Arras an. Die Reise erfolgt mit einem Bus ab Zweibrücken, Kaiserstr. 24 und ab Saarbrücken, Landwehrstraße. Die Unterbringung ist in der Nähe von Arras, in dem Hotel Best Western Hotel La Metairie Gosnay Rue De Fouquieres F - 62199 Gosnay Tel.:  +33 391801120 www.hotel-lametairie.com/n der Nähe von Arras übernachten und Frühstück und Abendessen dort einnehmen. Die Kosten für Fahrt, Unterkunft mit Halbpension und Teilnahme am Programm belaufen sich auf 658 €(DZ), 818 €(EZ).

 

KUNST TRIFFT KRISE im Atelier/KulturOrt Mario Andruet

 

Am 21./22.09 fand wiederum das Projekt KUNST TRIFFT KRISE mit Ausstellungen-Vorträgen-Konzert und einem Fest im Atelier/KulturOrt Mario Andruet statt. Das Ökumenische Netz Rhein-Mosel-Saar und pax christi Saar wollen so einen ersten Zugang zu den kaum „verdaulichen“ Themen der vielen weltweiten Krisen (Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Klimakatastrophe, Kriege, Sinn- und Gotteskrise und der aktuellen “Flüchtlingskrise“) bieten.

Dieses Mal wurde die Bilderausstellung von Mario Andruet mit Werken geflüchteter Künstlern aus Syrien eröffnet. In verschiedenen Workshops waren die Exponate mit Kindern, mit SchülerInnen und mit Erwachsenen erstellt worden. So entstand eine kreative abwechslungsreiche Ausstellung. Skulpturen von Cathleen Kelkel, Bilder von Mohamet M.Kadro und Bilder von Haider kamen hinzu. Die Ausstellung wurde mit Klanginstallationen von Daniel Osorio/Musikandes zu den Themen Ungerechtigkeit, Unfrieden, Krieg, Zerstörung der Schöpfung und Flucht eröffnet. Im Vortrag mit anschließender Diskussion von Heribert Böttcher vom Ökumenischen Netz Rhein-Mosel-Saar ging es um das Thema: Kapitalismuskritik, aber wie? Wert-Abspaltungs-Kritik: Eine Einführung zum Nachdenken.

Am zweiten Tag gab es als Diskussionsanreize künstlerische Darbietun-gen – alle. Krisengeräusche zur Ausstellung und Gespräche mit den Künst-lern machten den Anfang. Zum Einstieg wurde von der Band Silly der Song „Vaterland“ vorgetragen. Mit dem Song „Vaterland“ möchte die Band zum Nachdenken über Rüstungsexporte anregen. Im Hofraum wurden Lieder vorgetragen, Videos, Fotos gezeigt und Kurzvorträge zu den Themen Rohstoffe, Umweltzerstörung, Staatszusammenbrüche, Flucht und Flücht-linge von Dominic Klos  (Ökum. Netz Rhein-Mosel- Saar) gehalten. Albert Ottenbreit stieg mit dem Lied „Es ist an der Zeit“ von Johannes Wader ein und zeigte Bilder von Soldatenfriedhöfen zur Thematik: „100 Jahre nach dem 1. Weltkrieg – Kriege, Rüstungsexporte und Atom-Waffen heute“.

Daniel Osorio und Romina Tabar, gebürtig aus Chile, begeisterten mit ihren Liedern und den Bildinstallationen, die an die Wand projiziert wurden (Web: http://www.musikandes.de). Im Anschluss daran wurde bei Wein und kleinen Köstlichkeiten bis spät in den Abend diskutiert. Ein Gast meinte dazu: Das war ein gelungener Abend für Herz und Hirn.

Das Projekt wurde möglich besonders durch Unterstützung zahlreicher regionaler NGO`s und auch durch Bundeszuschüsse.          Waltraud Andruet

 

 

Interreligiöses Friedensgebet in Trier

 

Zweimal im Jahr treffen sich Gläubige aus ganz unterschiedlichen Gemein-den in Trier, um für den Frieden in der Welt zu beten. Das Interreligiöse Friedensgebet wird von der Evangelischen Gemeinde Trier, dem Katholi-schen Dekanat Trier, der Jüdischen Kultusgemeinde, dem Al-Hussein-Verein (schiitische Gemeinde) und der Bahai Gemeinde am Standort des Engels der Kulturen veranstaltet (Ecke Brotstr./Fahrstr./ Neustr.). Gemein-sam wollen die Gemeinden ein deutliches Zeichen gegen die Gewalt - auch zwischen Religionsanhängern - in der Welt setzen. Am 28. September kamen so ca. 60 Menschen zusammen, um Texte und Gebete aus den unterschiedlichen Religionen zu hören. Der christliche Beitrag bestand u.a. in dem Friedensgebet der Melkitischen Kirche (=mit Rom unierte Kirche):

 

Gebet für den Frieden (in Syrien):

Gott des Mitleids,

höre die Schreie der Völker /des syrischen Volkes,

stärke diejenigen, die unter der Gewalt leiden,

schenke denen Trost, die um ihre Toten trauern,

gibt den umliegenden Ländern Kraft

in ihrer Sorge und Hilfe für die Flüchtlinge,

wandle die Herzen derjenigen,

die zu Waffen gegriffen haben,

und schütze diejenigen,

die sich für den Frieden einsetzen.

 

Gott der Hoffnung, bewege die Regierenden,

den Frieden zu wählen anstelle der Gewalt

und die Versöhnung mit den Feinden zu suchen.

Wecke das Mitgefühl in der Weltkirche

für alle leidenden Menschen /das syrische Volk,

und schenke uns die Hoffnung

auf eine Zukunft des Friedens,

die auf der Gerechtigkeit für alle gründet.

Darum bitten wir dich durch Jesus Christus,

Fürst des Friedens und Licht der Welt. Amen

 

Ergänzend zum dem Interreligiösen Friedensgebet fand am 20. September ein Interkulturelles Konzert statt, in dem Menschen aus dem Iran, Deutsch-land, Indonesien und Syrien die Vielfalt des kulturellen Reichtums auf der Welt aufzeigten, am 1. Oktober ein International Christian Prayer in der Gangolfkirche. Christen aus Eritrea, Iran, Syrien, Deutschland und anderen Ländern feierten zusammen Gottesdienst in den Sprachen Tigrinya, Farsi, Arabisch und Deutsch. In Zeiten, wo von Abgrenzung geredet wird, ist es notwendig, den Reichtum der Vielfalt zu erleben und wertzuschätzen“  schreibt  Thomas Kupczik.

 

Bergpredigt als Handbuch für den Aufbau des Friedens

Als Thema hatte die diesjährige Versammlung der Diözesanstelle Trier von pax christi „Gewaltfreiheit“ gewählt. Der Vorsitzende der deutschen Sektion von pax christi, Nobert Richter aus Essen, zeigte zunächst auf, dass selbst in der Kirche Gewaltfreiheit keinen großen Stellenwert hat. So wird der Ausdruck „Life-Style-Pazifismus“ geprägt und formuliert, das Gutmen-schentum in der Krise nicht helfe. Allerdings wird durch Papst Franziskus, dessen Aussage aus seinem Wort zum diesjährigen Weltfriedenstag sich in der Überschrift wiederfindet, eine deutlich andere Position vertreten. Die Botschaft des Papstes trägt den Titel: „Gewaltfreiheit: Stil einer Politik für den Frieden“. Durch den Kongress des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden und Pax Christi International zum Thema Konferenz „Gewaltfreiheit und Gerechter Friede – Zum katholischen Verständnis von Gewaltfreiheit“ im April 2016 wurde das Thema der Gewaltfreiheit neu ins kirchliche Bewusstsein geholt. Es wurde gefordert, eine Spiritualität und Praxis aktiver Gewaltfreiheit voranzubringen.                                                     So forderte Norbert Richter, den gängigen Glauben an den Nutzen des Militärs mit den Folgen von Krieg, Gewaltanwendung und Waffen-produktion durch eine friedenslogische Politik abzulösen. Das beinhaltet, Gewaltsituationen wahrzunehmen, bei den Ursachen von Konflikten die Eigenbeteiligung zu berücksichtigen, im Dialog, die Interessen auch der anderen zu sehen und die verschiedenen Interessen universell umzu-formen, die eigenen Fehler zu erkennen und zu korrigieren.                   Aufgrund der zahlreichen historischen Beispiele erfolgreichen gewaltfreien Widerstandes – sie haben seit 1900 häufiger zum Ziel geführt als militäri-sche Vorgehensweisen – plädierte der Referent für einen Realpazifismus. Dazu zählte er „peace-keeping“ und „just policing“ (Einsatz von Polizei statt Militär), aber auch die Stärkung internationaler Organisationen wie UNO oder OSZE. Das richtete sich zudem gegen den Trend gegenwärtiger Politik, Normen des Völkerrechtes zugunsten militärischen Vorgehens zu ändern.                                                                                     Entscheidende Schritte auf dem Weg zur Gewaltfreiheit, der Theologe Walter Wink nennt ihn auch den dritten Weg Jesu, sind das Einüben von Gewaltfreiheit und die spirituelle Verankerung. Letzteres hatte die Versammlung zu Beginn in der Auseinandersetzung mit zwei Jesusbildern getan: Jesus als Guillero und Jesus, der das Gewehr zerbricht.

…Von der Versammlung soll zudem erwähnt werden, dass es auch in diesem Jahr nicht gelungen ist, die Ämter der Vorsitzenden und des Vorsitzenden zu besetzen. Zudem wurde von der telefonischen Mitglieder-befragung und deren Einschätzung der pax christi-Arbeit berichtet.                                                                                                           Albert Hohmann

 

 

 

Auseinandersetzung mit der Kampagne „Stopp Ramstein“

 

Der Kampagnenrat von „KRIEG BEGINNT HIER“  hat am 20.10.  ein Hintergrundpapier herausgegeben, in dem er sich mit der Kampagne „Stopp Ramstein“ auseinandersetzt. Zu den Unterzeichnern gehören auch Waltraud Andruet von pax-christi-Saar und Markus Pflüger von der AGF. Die dort geäußerte Kritik wird hier dargestellt und mit  einigen Auszügen verdeutlicht.

Der Rat knüpft an seine letztjährige Kritik an und stellt fest, dass „weiterhin viel Kritik bezüglich Inhalten, Kooperationen (z.B. Montags-Mahnwachen) und Rednernzu üben ist. Insbesondere wird die Rechtsoffenheit (oder rechtsoffene Wirkung), was Themen, Zielgruppen und Kooperationen sowie vor allem einzelne Redner anbelangt, kritisiert. Für den Kampagnen-rat ist bei „Stopp Ramstein“ die sinnvolle Kritik an der weltweiten Kriegs-politik und das friedenspolitische Engagement vieler überzeugter Teilneh-merInnen mit einer problematischen inhaltlichen Ausrichtung verbunden, die sich in zu hinterfragenden Kooperationen und Reden zeigt.

Deutliche Kritik gibt es am Redebeitrag auf der Konferenz der Militärbasen am 08.09. von Daniele Ganser, der sagte: "...Ich darf das als Schweizer sagen. Ich sehe das so von außen, was hier läuft. Deutschland wird immer niedergedrückt mit dem Stichwort „Hitler - Nationalsozialismus“. Das ist eine psychologische Kriegsführung, die sie schon seit vielen Jahren erleiden. Jeden Abend um 10:00 Uhr: Hitler Waffensystem so, die Schergen so, alles, immer, das läuft immer. Und das ist ein Trick, um sie runter zu bügeln. Und dann sage ich, man müsste eigentlich diese Verbindung "Deutschland - Hitler", die müsste man kappen und man müsste machen "Deutschland – Goethe“ …

In der Nachbetrachtungen der Kampagne „Stopp Ramstein“ heißt es dazu: „Das Haar in der Suppe gibt es nicht, weder bei den Zahlen, noch bei den Slogans, erst recht nicht in der Breite der Rednerinnen und Redner.“  Damit wird bei Seite geschoben, dass es nicht um Nebensächlichkeiten sondern um prominente Redebeiträge geht. So ist der nachfolgende verklausulierte Nachschub völlig unzureichend „Für uns ist die fortgesetzte permanente Aufarbeitung der deutschen Geschichte, besonders auch des Faschismus und die Umsetzung der Lehren „Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschis-mus“, unverzichtbarer Teil unserer Friedensarbeit.“

Die Grenzüberschreitungen eines Historikers, der weiß, was er sagt, erhiel-ten Applaus. Distanzierungen gab es nicht, einige Teilnehmer verließen den Saal, andere versuchten ihn danach vergeblich zur Rede zu stellen. Vom Veranstalter, also von Stopp Ramstein kam nichts dergleichen.“

Ebenfalls wird der Beitrag von KenFM alias Ken Jebsen bei der Kundge-bung zur Menschenkette am 09.09. der Kritik unterzogen, der sagte : „Krieg ist ein internationales Elitenprojekt…die Friedhofsindustrie […] und die Friedensbewegung ist eine internationale Bewegung, die sich noch nicht einmal national einigen kann, die Friedensbewegung hat ein großes Marke-tingproblem sogar im deutschsprachigen Raum und wenn wir das nicht überwinden, wenn wir nicht untersuchen, wer von der Rüstungsindustrie, von der Friedhofsindustrie bereits die Friedensbewegung unterwandert  hat, werden wir nie den gemeinsamen Nenner erreichen, nämlich einen globalen Frieden.“  Und weiter: „Woran erkennst Du, dass Du Teil der Friedensbewegung bist? Dass Du gegen Krieg und gegens Töten bist“ (...) „Ignoranz wird über Massenmedien hergestellt.“  Sodann: „Die Geschwister Scholl haben über alternative Medien kommuniziert. Das waren aus Sicht der NSDAP natürlich Verschwörungstheoretiker.“ „Wir haben einen großen Feind im Land, das sind die Massenmedien, finanziert durch eure GEZ-Ge-bühren.“ Ebenso: „Seid empathisch, Leute! Nicht empathisch sind die Mas-senmedien, die zu Ignoranz erziehen. Tote kommen dort nur in Zahlen, nicht plastisch, vor. Lest keine Massenmedien! Schaut kein GEZ-finanzier-tes Fernsehen, sondern alternative Medien. Hat Sophie Scholl auch ge-macht. Sie nutzte alternative Medien. Wählen macht keinen Sinn, alle Parteien sind Betrugsunternehmen. Sie sind alle für den Krieg.“

Der Kampagnenrat stellt fest, dass es auch Gruppen gibt die auf Distanz  zu dieser Veranstaltung gehen. Zum Beispiel die Motorradgruppe "Kuhle Wampe" distanzierte sich öffentlich von Verschwörungstheoretikern und den Montagsdemonstranten. So ist sein Fazit: „Die Problematik ist geblie-ben, unsere Kritik scheint aber auch nicht wirkungslos, war und ist weiter berechtigt. Es wurden einige rechtslastige Gruppen und Menschen nicht mehr eingeladen, diese und andere fühlen sich aber weiterhin angezogen und nehmen teil. Möglichst viele Menschen, ungeachtet ihrer politischen Werte, diffus „für Frieden“ zu mobilisieren, ist unpolitisch und gefährlich (Quantität statt Qualität). Die mediale Resonanz war übersichtlich (s.u.) und steht in keinem guten Verhältnis zum Aufwand. Inhaltlich sind zwei der Prominenten, die als Zugpferde wirkten, problematisch bis inakzeptabel: Ken Jebsen und vor allem Daniele Ganser mit seinem ahistorischen Schlussstrichplädoyer.“ Am Ende heißt es: „ Das Grundkonzept von „Stopp Ramstein“ bleibt problematisch und ist für linke emanzipatorische und klar antifaschistische Friedensgruppen nicht überzeugend.“

 

Atomwaffen

 

Nachfolgend die Presseerklärung von pax christi im Bistum Trier vom 17.10.2017, des Ökumen. Netzes und weitere Informationen zu Atomwaffen.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an  ICAN stärkt das Engagement von pax christi-Trier am Atomwaffenstandort Büchel

 

Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) — pax christi ist Kooperationspartner der Kampagne — hat den diesjährigen Friedensnobelpreis erhalten. Damit wurde ihr Einsatz für das Zustandekommen des Vertrags über ein Verbot von Atomwaffen bei den Vereinten Nationen gewürdigt, dem 122 Staaten zugestimmt haben.

„Dieser Nobelpreis ist ein Riesenerfolg für jahrelanges Engagement für die Abschaffung von Atomwaffen, eine Ehre und eine starke Unterstützung für die Atomare Abrüstung, für die wir uns schon so lange, mit so vielen einsetzen — ich gratuliere allen, die dieses Bündnis stark gemacht haben“ freut sich der Geistliche Beirat der deutschen pax christ-Sektion und der Bistumsstelle Trier Horst-Peter Rauguth. pax christi im Bistum Trier fühlt sich durch die Verleihung des Nobelpreises in ihrem Einsatz gegen die am Standort Büchel(Eifel) gelagerten Atombomben gestärkt.

Leider hat die Bundesrepublik sich weder am Zustandekommen des Vertrages beteiligt, noch sieht es danach aus, als wolle sie die atomare Teilhabe beenden. Soll der Glückwunsch der Regierung an ICAN nicht nur eine Höflichkeitsfloskel bleiben, muss sie in der neuen Konstellation sich von der atomaren Teilhabe verabschieden und dem Vertrag beitreten. Ähnlich formulierte pax-christ-Präsident Algermissen in seiner Stellung-nahme zum diesjährigen Gedenktag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki an die Adresse der Regierung, „mutig voranzugehen und den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland zu beschließen und dem Vertrag für Atomwaffenverbot beizutreten.“

Kurz vor seiner Friedensandacht in Büchel am 06.Juli formulierte Bischof Ackermann von Trier als Vorsitzender in einer Stellungnahme der Deut-schen Kommission Justitia et Pax: „Die Frist, die uns ohne einen Unfall  mit  Atomwaffen, einen  nuklearen  Konflikt  oder  Atomwaffen  in  Händen  von Terroristen  gegeben wurde, dauert nicht ewig und muss dringend zum Aufbau einer internationalen Sicherheitsarchitektur genutzt werden, die ohne Atomwaffen auskommt. Es ist höchste Zeit, die weithin eingetretene Gewöhnung an diese moralisch bedenkliche und gefährliche Form der Friedenssicherung zu überwinden“.

 

Atomwaffen: ein Verbrechen an Gott und der Menschheit“

 

Erklärung des Ökumenischen Netzes vom 01.09.2017

 

Bischof Ackermann hat sich im Juli bei einer Andacht am Fliegerhorst Büchel gegen den Einsatz von Atomwaffen und für deren Abschaffung ausgesprochen. Ungeklärt blieb aber die Frage nach der Drohung mit einem Mittel, das nicht eingesetzt werden darf.

Nach der Enzyklika ‚Pacem in terris’ ist der Atomwaffen-Einsatz wider die ‚Vernunft’ (contra rationem) – und damit aufs schärfste verurteilt.

Wie kann aber die Drohung mit einem Mittel gerechtfertigt werden, das niemals eingesetzt werden darf? Das Wort der Deutschen Bischöfe ‚Gerechtigkeit schafft Frieden’ hatte 1983 im Zusammenhang des Ost-West-Konflikts die Nachrüstung mit atomaren Mittelstreckenraketen nur für eine befristete Zeit gerechtfertigt und die Drohung mit atomaren Waffen an strenge Bedingungen geknüpft. Zudem müsse die ‚befristete Zeit’ genutzt werden, um Atomwaffen aus der Welt zu schaffen. Wenn die Position der deutschen Bischöfe nicht im Nachhinein zu einer tagespolitisch motivierten Rechtfertigung der Nachrüstung werden soll, muss geklärt werden, ob die ‚begrenzte Frist’ immer noch dauern soll.

Wenn Bischof Ackermann sagt: „Kein vernünftiger Mensch kann heute noch für Atomwaffen sein“, impliziert dies auch das Ende der erlaubten Drohung mit einem Mittel, das nicht eingesetzt werden darf? Ist dies die Position der katholischen Kirche in Deutschland, wie es eindeutig der pax- christi-Präsident Bischof Algermissen in seiner diesjährigen Erklärung zum Hiroshimatag gefordert hat? Oder ist die Drohung mit Atomwaffen auch nach dem Ende des Ost-West-Konflikts noch gerechtfertigt? Ist eine neue Situation entstanden, die es erforderlich macht, die ‚befristete Zeit’ zu verlängern, in der die Drohung mit einem Mittel, das nicht eingesetzt werden darf, gerechtfertigt ist? Wie ist dann die ethische Position von ‚Gerechtigkeit schafft Frieden’ zu verstehen, dass besagte Drohung nur befristet zu rechtfertigen ist?

Macht eine veränderte Beurteilung der Situation eine Revision der Position von 1983 oder gar der von 'Pacem in terris' erforderlich?

Angesichts globaler populistischer Tendenzen sowie des Zerfalls von Staaten und der damit einhergehenden Plünderungsökonomien, in denen Banden und Terrorgruppen um Verfügung über Ressourcen kämpfen, wird aus der Sicht des Ökumenischen Netzes die Verbreitung von Atomwaffen zu einer immer größeren Gefahr – aktuell anhand nordkoreanischer Raketentests sichtbar. Mit der Lagerung von Atomwaffen in Büchel steht die Kirche im Bistum Trier in einer besonderen Verantwortung, das Verhältnis zu Einsatz und Drohung mit Atomwaffen zu klären.

 

Der Weltkongress des IPPNW tagte in York

 

Die Organisation IPPNW – ein internationaler Zusammenschluss von Ärzten – hat auch eine deutsche Sektion (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V.), die sich vor allem für die Abschaffung atomarer Waffen einsetzt. 1985 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis für ihre „sachkundige und wichtige Informationsarbeit“, die das Bewusstsein der „katastrophalen Folgen eines Nuklearkrieges“ in der Bevölkerung erhöht.

Aus gegebenem Anlass fand im September – nun schon zum 22. Mal – ein internationales Treffen in York (Großbritannien) statt, zu dem etwa 600 Gäste aus aller Welt angereist waren.

Die starke Präsenz von Vertretern aus Indien und Japan war unüberseh-bar. Vornehmlich junge Menschen prägten das „Gesicht“ des Treffens, die mit ihren Wortmeldungen aktiv zu dessen konstruktivem Verlauf beitrugen. Der Kongress rief für ein friedliches Zusammenleben der Völker ohne Atombomben auf und hatte das Ziel, einen Beitrag zur Durchsetzung des weltweiten Verbots von Atomwaffen zu leisten.

In der Eröffnungsrede wies der Präsident der Konferenz darauf hin, dass es darum gehen müsse, alle Nationen für das Atomwaffenverbots-abkommen zu gewinnen, für die sich weltweit bereits 486 Organisationen aus 130 Ländern einsetzen.

Mit der Eskalation des Konflikts zwischen Nordkorea und den USA wachse die akute Gefahr eines tatsächlichen Einsatzes von Atombomben heute, wurde betont. Eine vorgelegte Studie informierte über die Folgen eines solchen Einsatzes. Allein 50 Bomben – sollten Indien und Pakistan sie im Falle eines Krieges einsetzen – würden auf einen Schlag 30 Millionen Menschen unmittelbar das Leben kosten. Durch die dadurch verursachte globale nukleare Klimaveränderung würden nachfolgend weitere 200 Millionen Menschen sterben. Nie war die Gefahr, dass die Gattung Mensch ausgelöscht werden könnte, so groß wie heute.

Im Text zum Atomwaffenverbotsabkommen wird aufgezeigt, wie die Länder aus diesem Programm aussteigen können. Der Vertrag soll im internatio-nalen Recht verankert und die Gedanken der „kollektiven Sicherheit“ in den Partnerorganisationen und Staaten verbreitet werden. Mit der derzeitigen Strategie der Atomwaffenmächte werden jedoch die bestehenden Machtstrukturen in der Welt zementiert. Dadurch wird eine Veränderung des Status quo erschwert. Diese Mächte beabsichtigen zwar nicht, den Atomwaffensperrvertrag aufzulösen, unterzeichnen wollen sie ihn aber auch nicht, wobei explizit auf Indien und Pakistan hingewiesen wurde.

Delegationsmitglieder berichteten über ihre Arbeit und den Kampf der Friedenskräfte in ihren Ländern. Die britischen Atombombengegner sehen ihren Schwerpunkt darin, das Verbot der britischen atomaren U-Boote zu erwirken. Sie wiesen darauf hin, dass für die US-Rüstungsindustrie die Atombombe als „heilige Kuh“ gilt. In der Friedensbewegung in den USA thematisiert man die medizinischen und humanitären Folgen eines Atomwaffeneinsatzes, um die Menschen dort gegen die Atombombe zu mobilisieren. Für die Regierung Russlands stehe die nukleare Sicherheit an erster Stelle, um Bedingungen für die Abschaffung der Atombombe zu begünstigen, hob eine Vertreterin aus Russland hervor. Ein indischer Delegierter betonte die Rolle der UNO und kritisierte die indischen Massen-medien, die über das Thema Atomwaffenverbot kaum berichten. Der japanische Teilnehmer wies auf das konfrontative Verhalten von Nordkorea und den USA hin, welches ein furchterregendes Stadium erreicht habe. Dieses Problem könne aber nur politisch gelöst werden. Die US-Administration müsse die Souveränität Nordkoreas achten. Australien stelle sich, wie die Bundesrepublik Deutschland, unter den Atomschutzschirm der USA. Daher habe die Regierung in Canberra kein Interesse an einem Verbot von Atombomben, erklärte eine australische Delegierte. Während ein norwegischer Teilnehmer die notwendige Popularisierung des Verbotes in seinen Ausführungen forderte, hob der Delegierte aus Costa Rica die Rolle seines Landes als das am meisten engagierte Land für ein Verbot hervor und verwies darauf, dass 25 bis 30 latein- und mittel-amerikanische Länder den Vertrag zum Verbot von Atombomben unterzeichnet hätten. Costa Rica habe schon 1997 das Verbotsabkommen vor die UNO gebracht. Alle afrikanischen Staaten seien atomwaffenfrei und Südafrika, das die Atombombe schon besaß, habe sie jedoch längst abgegeben, wie ein Gast aus Kenia informierte.

Der afghanische Delegierte legte einen „Friedensplan“ für Afghanistan vor, dessen Umsetzung die Ablösung der NATO-Militärs durch Militäreinheiten aus den islamischen und blockfreien Staaten zur Bedingung haben müsse. Der bereits 38 Jahre andauernde Krieg am Hindukusch zeige, dass nur eine politische Lösung des Konfliktes erfolgversprechend sein könne. Für diese Lösung solle durch die Afghanen selbst eine Konzeption entsprechend den dortigen Bedingungen unter Beteiligung der breiten Masse der Bevölkerung und aller politischen Gruppierungen, einschließlich der Taliban, ein Programm ausgearbeitet und umgesetzt werden.

Hervorgehoben wurde, dass die USA den Clusterbomben-Verbotsvertrag nicht unterzeichnet, deren Produktion jedoch eingestellt hätten. Hier wird die normative Kraft eines Vertrages deutlich, die im Falle eines Verbotes von Atombomben eine ebensolche Wirkung entfalten könnte.

In regionalen Meetings (Afrika, Europa, Lateinamerika, der Mittlere Osten, Nordamerika, Südasien und Südostasien und Pazifik) und zahlreichen Workshops diskutierten und vertieften die Teilnehmer des Kongresses die im Plenum vorgestellten Fragen und Probleme.

Ein britischer Soldat, der in Afghanistan, Irak und Nordirland im Einsatz war, gab einen historischen Überblick über die Brutalität des britischen Empires, bei dem die Kontinuität des britischen Imperialismus in der Art und Weise der Kriegführung unverkennbar war. Sein Auftreten gestaltete sich zu einem Höhepunkt des Kongresses.                                 Dr. Matin Baraki

 

Atomwaffen verboten – die entscheidenden Staaten stehen abseits

 

Das Verbot von Atomwaffen durch die Vereinten Nationen am 07. Juli 2017 – fast 130 Staaten stimmten zu - schließt eine völkerrechtliche Lücke, die auch nach dem Ende des Kalten Krieges über Jahrzehnte nicht über-wunden wurde. Bio- und Chemiewaffen waren schon lange verboten, doch Atomwaffen waren bis heute erlaubt. Der Vertrag wurde am 20. September 2017 in Anwesenheit der Außenminister bei der UN-Vollversammlung feierlich zur Unterschrift freigegeben. Notwendig sind 50 Ratifizierungen, damit der Vertrag 90 Tage später in Kraft tritt. Die Vollversammlung  nutzten schon zahlreiche Staaten für die Unterschrift.

Der Atomwaffenverbotsvertrag, Treaty on the Prohibition of Nuclear Wea-pons (TPNW), enthält eine Reihe von Bestimmungen, die hier kurz zusam-mengefasst werden: „Ausgangspunkt sind die humanitären Folgen von Atomwaffen. Daher werden in der Präambel die katastrophalen humanitä-ren Auswirkungen und die Unmöglichkeit, hierauf beim Katastrophen-management adäquat zu reagieren, hervorgehoben. Atomwaffen dürfen niemals und unter keinen Umständen mehr eingesetzt werden. In der Prä-ambel wird das Ziel einer nuklearwaffenfreien Welt unter Bezug auf natio-nale und globale Sicherheitsinteressen bekräftigt. Nicht nur die Entwick-lung, Herstellung, der sonstige Erwerb, Besitz, die Lagerung, Weitergabe, der Einsatz und Tests von Atomwaffen sind verboten. Auch jegliche Unter-stützungsleistungen hierzu werden untersagt. Hinzu kommen das Verbot der Einsatzdrohung „use or threaten to use“ (Art. 1. (d)), womit jede Politik der Abschreckung eindeutig delegitimiert wird, sowie das Verbot der Statio-nierung in Art. 2. Damit handelt künftig auch die Bundesregierung mit der nuklearen Teilhabe in der NATO und der Verfügung über US-Atomwaffen in Deutschland gegen geltendes Völkerrecht. Eine seit Jahrzehnten juris-tisch hoch umstrittene Praxis findet damit eine eindeutige völkerrechtliche Klärung. Die Bundesregierung blieb aus diesem Grund und auf Druck der USA den Verhandlungen fern. Darüber hinaus bringt das Abkommen weit-reichende Verbesserungen des Opferschutzes für Menschen, die von Atomwaffeneinsätzen und Tests betroffen sind. Neben Auflagen zur Opfer-hilfe beinhaltet er auch Maßnahmen zur Rehabilitation der Umwelt (Art.6).“

 

Friedensnobelpreis

War diese Entscheidung schon ein Erfolg aller Initiativ-Staaten und zivilge-sellschaftlicher Akteure. So hat das Atomwaffenverbot durch die Verleihung des Friedensnobelpreises an ICAN (Internationale Kampagne zur Abschaf-fung von Atomwaffen) noch einmal öffentliche Aufmerksamkeit erhalten und bestärkt ICAN(pax christi ist Mitglied) und andere Atomwaffengegner, Forderungen an die Staaten zu stellen, die in der UN nicht zugestimmt haben. Dave Webb, Vizepräsident des Internationalen Friedensbüro (IPB) und Vorsitzender der Kampagne für nukleare Abrüstung (CDN), zeigt sich in einem Interview davon überzeugt, dass „dieser Vertragsentwurf nun ein für alle Mal dafür sorgen wird, dass eine internationale Norm gegen Massen-vernichtungswaffen etabliert und somit auch zu dem längst überfälligen Prozess der nuklearen Abrüstung beitragen“ wird. So würden „Waffen, die auf globaler Ebene als illegal wahrgenommen werden, ihren politischen Status verlieren, und schließlich auch jene Mittel, die zu ihrer Produktion und Erhaltung beitragen.“

Am 10.12.2017 wurde der ICAN-Kampagne in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen. Die Kampagne „Büchel ist überall! Atomwaffenfrei jetzt!“, die mit ICAN  vernetzt ist, feierte die Übergabe und setzte gleichzeitig ein neues Zeichen in Büchel. Auf der Friedenswiese trafen sich Akteure der Kampag-ne und stellten dann im Kreisel vor dem Haupttor mit Windlichtern das ICAN-Logo. Anschließend wurde das Ereignis vor Ort gebührend gefeiert.          

Vielfache Anstrengungen sind notwendig

Webb glaubt, dass kontinuierliche Anstrengungen notwendig sind, um eine Welt ohne Atomwaffen zu erreichen. Das bedeutet, auch innerhalb der NATO-Staaten den Druck zu erhöhen, besonders dann wenn in Ihnen wie zum Beispiel bei der Bundesrepublik die atomare Teilhabe gilt. So ist es konsequent, die Regierung und das Parlament ausdrücklich aufzufordern, dem Abkommen beizutreten, wie es nicht zuletzt durch den Präsidenten der deutschen Sektion von pax christi, Bischof Algermissen, getan wurde. Er sagt in seinem Wort zum Gedenken an die Atombombenabwürfe in Japan.: Wenn Deutschland diese historische  Chance  nun ergreifen  und dem Vertrag beitreten  würde, hätte das zur  Bedingung,  dass  die  im  Raketendepot  in  Büchel/Eifel  gelagerten  Atomwaffen  abgezogen werden  müssten. Denn  die  Vertragsstaaten  des  neuen  Abkommens  dürfen  auf  ihrem Territorium  weder die Stationierung noch den Transport von Atomwaffen anderer Staaten zulassen. In die gleiche Richtung ging eine Initiative des Netzwerkes Friedenskooperative, die am 13.11. die Petition „Taten statt leerer Worte: Abrüstung statt Aufrüstung der Atomwaffen!" an Cem Özdemir und Agnieszka Brugger von den Grünen überreichte, damit die Forderung nach Abzug der Atomwaffen aus Büchel in den laufenden Sondierungsgesprächen der „Jamaika-Verhandlungen“ Gehör findet. Es heißt, dass sich CDU/ CSU und FDP leider keine Zeit für die Übergabe nehmen konnten oder wollten. Insgesamt wurden 43.408 Unterschriften übergeben.

Hier soll noch in besonderer Weise auf die Initiative des Vatikans mit seiner Anti-Atomwaffen-Konferenz vom 10.-11. November eingegangen werden. Beteiligt waren unter anderem der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, die EU-Außenbeauftragte, Federica Mogherini, der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie zahlreiche Nobelpreisträger. Der langjährige Direktor der "Internationalen Atom-energie-Behörde", Muhamed El Baradei, akzeptierte die Einladung in den Vatikan ebenso bereitwillig wie die Schwedin Beatrice Fihn. Sie ist Direktorin der "Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Nuklear-Waffen", - kurz ICAN -, die im Oktober den Friedensnobelpreis 2017 erhielt. Der Vatikan lud auch die Botschafter jener neun Länder ein, die im Besitz von Atomwaffen sind, und die NATO-Mitgliedsstaaten, welche die Entscheidung der UN boykottieren, zur Konferenz ein. Es sei an der Zeit, kommentierte Muhamed El Baradei, "den Regierungen klar zu machen, dass sie umdenken müssten, - zum Wohl der Menschheit."

Die Einladung zur Konferenz wurde so kommentiert: „Papst Franziskus, ein scharfer Kritiker des  Waffenhandels, möchte ein Signal setzen.“ Wörtlich heißt es: "Von der Veranstaltung soll ein Signal ausgehen: Wir wollen in breiten Kreisen eine neue Mentalität schaffen. Die Welt braucht heute ein Netzwerk von engagierten Personen, denen bewusst ist, welche Risiken Nuklear-Waffen beinhalten, und die angemessen darauf reagieren." Und angesichts der politischen Entwicklungen auf der Welt betont der Papst: "Die Welt riskiert den Selbstmord!" In der Ansprache an die Teilnehmer der Konferenz formulierte Papst Franziskus dann seine Position eindeutig, indem er nicht nur die Drohung, Atomwaffen, einzusetzen ablehnte, sondern sagte "allein ihr Besitz ist mit Nachdruck zu verurteilen". Damit hat er auch ein klares Wort hinsichtlich vergangener kirchlicher Äußerungen wie im Wort der Deutschen Bischöfe ‚Gerechtigkeit schafft Frieden’ gesprochen. Dort wurde 1983 im Zusammenhang des Ost-West-Konflikts die Nachrüstung mit atomaren Mittelstreckenraketen nur für eine befristete Zeit gerechtfertigt und die Drohung mit atomaren Waffen an strenge Bedingungen geknüpft. Zudem müsse die ‚befristete Zeit’ genutzt werden, um Atomwaffen aus der Welt zu schaffen.

Massenvernichtungswaffen - insbesondere Atomwaffen - schaffen nach seinen Worten nur ein «falsches Gefühl der Sicherheit». Ihre Existenz trage zu einer «Logik der Angst» bei, die nicht nur die Konfliktparteien betreffe, sondern die gesamte Menschheit. «Denken wir auch an das Risiko einer irrtümlichen Zündung solcher Waffen wegen irgendeines Fehler», warnte Franziskus, der sich schon mehrmals für eine komplette Abrüstung stark gemacht hat.

 

Erfordernisse der politischen Lage

 

Besonders zwei Perspektiven der gegenwärtigen Weltlage machen das Atomwaffenverbot so dringlich. Das ist einmal das Bestreben der Erneu-erung der vorhandenen Arsenale zum anderen, die zugespitzte Weltlage. Diese wurde im Sommer sehr deutlich, als der US-Präsident Trump und der nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un sich einen verbalen Schlagabtausch mit sich gegenseitig übertreffenden Drohungen boten. Begleitet wurden diese verbalen Attacken durch handfeste militärische Szenarien. Nordkorea machte auch nach eigenem Bekunden sowohl Raketen- wie auch Atombombentests. Das geschah ungeachtet aller bisherigen Sanktionen, die der UN-Sicherheitsrat in den letzten Monaten beschlossen hat. Trotz der Beschlüsse der UN lässt sich Nordkorea auch im Jahre 2017 nicht von seinem Streben nach Nuklearwaffen abbringen. Die USA ihrerseits aktivierten ihr Abschreckungspotential, indem sie unter anderem mehrere B-1B-Bomber und Kampfjets an den nördlichsten Punkt der Grenze zwischen Nord- und Südkorea schickten. Der Einsatz dort im internationalen Luftraum war laut Pentagon der erste in diesem Jahrhun-dert, bei dem US-Kampfflugzeuge so weit nördlich vor der Küste Nordko-reas geflogen seien. Beide Seiten unter-strichen damit ihre Bereitschaft, gegebenenfalls auch „ernst zu machen“.

Auch die Situation im Nahen Osten erhält durch die Infragestellung des Atomabkommens mit dem Iran durch Präsident Trump, der es als „das schlechteste Abkommen, das die USA je abgeschlossen haben“, und die sich immer neu zuspitzende Lage im Nahen Osten. Für Iran ist ein ent-scheidendes Element dieses Atomabkommens die Aussetzung der Wirt-schaftssanktionen. Dazu muss der Präsident dem Kongress die Einhaltung des Abkommens bestätigen. Obwohl die internationale Atomenergiebe-hörde keine Verstöße des Irans gegen das Abkommen festgestellt hat, weigerte sich Trump, die Einhaltung des Abkommens durch den Iran zu bestätigen. Was wird der Kongress hinsichtlich der Sanktionen ent-scheiden? Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates von attac gehen davon aus, dass der Iran über die Sanktionen dazu provoziert werden soll, das Abkommen zu kündigen. Die Auseinandersetzung über den Besitz werden damit Instrument im Kampf um Macht und Einfluss in der Region, den sowohl der Iran als auch Saudi-Arabien anstreben, wie in den Stellvertreterkriegen in Syrien und im Jemen zu erkennen ist. Es geht aber auch um Israel, das sich durch die Vorgehensweise des Iran schwerwiegend bedroht sieht.

Kennzeichnend für die gegenwärtige Weltlage ist, dass die US-Luftwaffe die Rückkehr zur 24-Stunden-Bereitschaft ihrer Nuklearbomber anstrebt. Für diese Bereitschaft von Langstreckenflugzeugen rund um die Uhr sollen entsprechend Stützpunkte modernisiert werden. Auch das größte je gemeinsam durchgeführte Luftwaffenmanöver "Vigilant Ace" in Südkorea, mit dem die USA und Südkorea auf die Drohgebärden aus Nordkorea reagieren, dokumentiert die Gefährlichkeit der Lage. Die Manöverstaaten wollen ihre "Fähigkeiten in Kriegszeiten verbessern", und Nordkorea spricht von einer Provokation.

Die neue Generation von Atomwaffen, die durch die USA schon unter Präsident Obama aber auch von anderen Nuklearmächten in die Wege geleitet wurden, geben dem Thema, Besitz von Atomwaffen und der Drohung mit ihnen nochmals eine ungeheure Brisanz. Das Nobelpreis-komitee schreibt in seiner Begründung für die diesjährige Preisverleihung: „Wir leben in einer Welt, in der das Risiko eines Einsatzes von Atomwaffen größer ist als lange Zeit zuvor.“ Dave Webb kennzeichnet die gegenwärtige Situation so: „Atomwaffenstaaten setzen nun kontinuierlich darauf, mit dem Einsatz dieser Waffen zu drohen, und entwickeln sie auch so, dass sie tat-sächlich eingesetzt werden können.“ Schon bisher war die Abschreckungs-theorie, die sagt, dass die Atomwaffen Krieg verhindern, mehr als brüchig. Es wird geschätzt, dass in den Kriegen unterhalb des Abschreckung-Schirms mehr als 50 Millionen Menschen gestorben sind. Zudem ist festzu-halten, dass die neu entwickelten Atomwaffen, die dann auch in Deutsch-land und anderen NATO-Staaten stationiert werden sollen, über das Ziel Abschreckung weit hinausgehen. Sie sind dazu geeignet, mit Präzision in ein Ziel gelenkt werden und  dort genau mit der Menge an Explosionskraft gezündet werden, um eben dieses Ziel zu zerstören. Gleichzeitig sind sie in der Lage, mehrere Ziele zu treffen. Diese sogenannten „smart bombs“ sind mehr als Abschreckung, ihre Technik bietet die Option zum Einsatz.

 

Büchel 2018

 

Eine neue Welle der atomaren Aufrüstung ist von mehreren Nuklear-mächten in Gang gesetzt worden. So ist auch ein nukleares Wettrüsten zwischen den USA und Russland entbrannt. Gerade in Büchel sollen an-scheinend auch die neuen Waffen und auch neue Trägersysteme statio-niert werden. Da die Regierung bisher diese Entwicklung mehr oder weniger ignoriert, muss und wird Büchel 2018 auch Ort des Protestes sein.

Die Protestaktionen werden sich 2018 analog zu den 20 dort gelagerten Atombomben besonders auf die 20 Wochen vom 26.03. bis zum 12.08. konzentrieren. Schwerpunkte sind unter anderem der Ostermarsch am Montag, 2. April 2018, zu dem Initiativkreis gegen Atomwaffen / Internationaler Versöhnungsbund, Regionalgruppe Cochem-Zell, aber auch pax-christi-Trier aufrufen, die internationale Woche des IPPNW (Inter-nationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges) vom Freitag, 15. Juni 2018 bis Samstag, 23. Juni, und die Gedenkwoche der Atombomben-abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vom 06.08. bis zum 12.08.

                                                                                              Albert Hohmann

 

 

Rechtsruck in Deutschland

 

Gesellschaftlicher Kontext und die Verantwortung der Kirchen

 

Die Ergebnisse der Bundestagswahl signalisieren einen beängstigenden   Rechtsruck in der Gesellschaft der Bundesrepublik. Dafür steht zum einen  das Abschneiden der AfD, die in ihrem Wahlkampf konsequent auf  deutsch-nationale  Inhalte  und  Hetze  gegen  Flüchtlinge  und  Muslime

gesetzt hat. Zum anderen hat die Abschottungspolitik der Bundesregierung gegenüber Flüchtlingen ebenso wie die im Wahlkampf erhobenen  Forderungen nach einer restriktiven Flüchtlingspolitik deutlich gemacht, wie sehr  auch die anderen Parteien der Logik der Abwehr gegen Flüchtlinge folgen. Dabei schreckt die Bundesregierung weder vor Abschiebungen in Krisenregionen noch vor der Kooperation mit Regierungen zurück, die systematisch Nöte von Menschen missachten oder die Internierung in menschenunwürdige Lagern betreiben. 

 

Abschottung und Ressentiment in der 'Mitte' der Gesellschaft

Die Entscheidung der Bundeskanzlerin, im September 2015 die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen,  war aus humanitären und politischen Gründen richtig. Dieser humanitäre Akt mündete aber nicht in eine langfristige humane   Flüchtlings- und Asylpolitik. Stattdessen wurde nach dem Stim-mungsumschwung vom Willkommen zur Abwehr von Flüchtlingen – verbunden mit manifester rechter Gewalt gegen Flüchtlinge und ihre  Unterkünfte – schnell  wieder  auf  Abschottung  und Abwehr von  Flücht-lingen gesetzt. Derweil greifen vom sog. ‚rechten Rand’ bis in die sog.  ‚Mitte der Gesellschaft’  Bedrohungsszenarien um sich, die die ‚deutsche  Identität’ gefährdet sehen oder gar den ´Untergang des christlichen  Abendlandes’ befürchten. Und bis in linke Kreise hinein werden Flücht-linge und deutsche Arme gegeneinander ausgespielt. Fremdenfeindliche und rassistische Stimmungen und Haltungen werden als ‚Bedenken’ oder ‚Sorgen’ von  BürgerInnen verharmlost. Einige Anzeichen sprechen dafür, dass die Parteien in ihrer Neuorientierung nach der Wahl solchen ‚Sorgen’ Rechnung zu tragen gewillt sind. Damit aber verschieben sie – im vermeintlichen Kampf gegen die AfD – das gesamte politische Spektrum weiter nach rechts.

 

Wir vom Ökumenischen Netz Rhein-Mosel-Saar halten eine Politik, die auf Abschottung, Abwehr und Verunglimpfung von Flüchtlingen setzt und  dabei Fremdenfeindlichkeit verharmlost und zugleich bedient, für falsch  und gefährlich. Stattdessen wäre zu fragen, wie es dazu kommt, dass sich Fremdenfeindlichkeit, Hass und Angst dermaßen ausbreiten. Selbstkritisch hätten die Parteien zu reflektieren, dass ihre Politik der sozialen Spaltung  ein idealer Nährboden für rassistische und fremdenfeindliche Ressen-timents ist. Dies gilt umso mehr, als sie begleitet ist von der Propagierung eines Menschen, der sich als Ich-AG in einer sich verschärfenden Kon-kurrenz behaupten soll, um sozialen Abstieg zu vermeiden. Dies geht einher mit dem Zwang zur ständigen Selbstoptimierung, unter  dem  Menschen ein „unternehmerisches  Selbst“ (Ulrich Bröckling) ausprägen sollen. Wer als unternehmerisches Selbst für seinen Erfolg verantwortlich  ist, ist es auch für sein Scheitern. Wo Strukturen der Solidarität  abgebaut  werden, Menschen allein gelassen und auch noch für ihr Scheitern an der Gesellschaft, in der sich mit sozialer Spaltung zugleich soziale Kälte breit macht, verantwortlich gemacht werden, muss sich niemand darüber  wundern, dass dies Überforderung, Demütigung, Scham, Wut und Aggression hervorbringt.

 

Unmittelbares Entladen von Wut und Hass in einer „reflexionslosen Gesellschaft“ 

Eine perverse Möglichkeit, mit diesen Gefühlen umzugehen, ist  der Hass  auf Fremde, die für das eigene Schicksal verantwortlich gemacht werden.  Das Perfide an dieser Situation ist, dass so Menschen, die im globalen  Kapitalismus auf der Seite der VerliererInnen stehen, gegeneinander ausgespielt werden: die Menschen, die vor sozialen und ökologischen Verwüstungen, vor Krieg und Verfolgung fliehen müssen, gegen dieje-nigen, die in den kapitalistischen Zentren arm und überflüssig  gemacht  und dabei gedemütigt  werden, oder  gegen solche, die  sich  verzweifelt  gegen den drohenden sozialen Abstieg wehren. Sowohl im Umgang mit den Flüchtlingen als auch mit den Menschen, die Opfer sozialer Spaltung  und Demütigung werden, wird das Problem einer „reflexionslosen   Gesellschaft“  (Robert Kurz) deutlich. Sie individualisiert gesellschaftliche Problemlagen und verzichtet auf eine Reflexion der gesellschaftlichen  Zusammenhänge, die Menschen überflüssig machen sowie die sozialen  und ökologischen Grundlagen des Lebens zerstören. Das Ökumenische Netz sieht im Ausblenden gesellschaftlicher Zusammenhänge einen wesentlichen Nährboden dafür, dass Problemlagen sich in unmittelbar  ausagierter Feindschaft niederschlagen. Darin wird die seit Jahren virulente Problematik einer reflexionslosen Gesellschaft deutlich, die so mit der Welt, wie sie ist, verschmolzen ist, dass sie nicht mehr über sich selbst hinaus denken und handeln  kann. Sie erstarrt  in  begriffsloser  Unmittelbarkeit,  die  verhindert,  dass  gesellschaftliche Erscheinungen im Zusammenhang des gesellschaftlichen Ganzen verstanden werden können sowie in einem  Pragmatismus, in dem der kapitalistische 'Status quo' zur unhinterfragten  Voraussetzung geworden ist und politisches  Handeln als alternativlos  dargestellt werden kann. Sie leistet denen Vorschub, die für politische Probleme, ohne den gesellschaftlichen Zusammenhang zur Kenntnis zu  nehmen, unmittelbar  Personen verantwortlich machen: 'die' Flüchtlinge,  'die' Arbeitslosen, 'die' Politiker, 'die’ Banker. 

 

In gesellschaftlichen Krisensituationen können sich diffuse Ängste von   gesellschaftlichen VerliererInnen oder vom Absturz bedrohter Menschen entladen. Daher waren auch alle Versuche in Politik und Medien verfehlt,  sich in falscher,  d.h. reflexionsloser Unmittelbarkeit zum Anwalt von Ängsten und Wut ‚besorgter BürgerInnen’ zu machen. Stattdessen  käme es darauf an, die Probleme, die den Globus in die Krise und  Menschen ins Elend treiben – von globaler sozialer Spaltung und  ökologischer Zerstörung, Terror und Krieg bis hin zur Sorge um  Menschen, die pflegebedürftig und alt sind – im Zusammenhang des gesellschaftlichen Ganzen zu begreifen.

 

Die zerstörerische Krise des Kapitalismus begreifen

Die Analyse der Einzelprobleme im Zusammenhang der gesellschaftlichen Totalität macht deutlich, dass der Kern der sozialen, ökologischen und politischen Probleme in der Krise des Kapitalismus zu suchen ist, der  aufgrund des Verschwindens Wert-schaffender Arbeit auf die Grenzen  seiner Reproduktionsfähigkeit stößt,  kaum mehr regulierbar ist und so  seine zerstörerische  Dynamik entfaltet. Dies zu ignorieren bzw. bereits die Diskussion darüber zu tabuisieren, halten wir für grob fahrlässig. Es ist zu   befürchten, dass die Ausgrenzungsprozesse ebenso wie die Prozesse ökologischer Zerstörung weiter voranschreiten werden – und mit ihnen die  Angst, Wut und Aggression erzeugenden unbegriffenen Erfahrungen von  Ausgrenzung und Demütigung. Im Rahmen der kapitalistischen System-logik werden die Handlungsspielräume immer enger. Deshalb kommt es darauf an, die Zerstörungsdynamik als eine Systemlogik zu begreifen statt die mit ihnen verbundenen Probleme in falscher Unmittelbarkeit zu  personalisieren. Letztlich und vordringlich muss es darum gehen, über die  bestehende Gesellschaft hinaus nach neuen Produktionsweisen, Struk-turen und Institutionen des Zusammenlebens zu suchen, die allen  Men-schen den Zugang zu dem  ermöglichen,  was  sie  zum  Leben  brauchen,  und die sie als freie Menschen zusammenleben lassen. Werden solche Zusammenhänge nicht reflektiert, wächst die Gefahr, dass sich unbegrif-fene Ängste in Hass und Gewalt entladen. Einsatz gegen soziale Spaltung und für die Solidarität aller Menschen, verbunden mit  dem Engagement für die Überwindung des Kapitalismus ist die Alternative zum ‚Weiter so’ mit sozialer Spaltung und Demütigung, mit der Zerstörung  der Lebensgrund-lagen und der Flucht von Menschen, zur Ausbreitung von Rassismus usw.

 

Verantwortung der Kirchen

In besonderer Verantwortung sehen wir die christlichen Kirchen. Sie stehen für den Glauben an den einen Gott, der als Schöpfer aller Menschen alle  zu Geschwistern macht. Der Glaube an Gott und die Einheit der  Mensch-heit sind so aufs Engste miteinander verbunden. Diese Einheit beginnt da, wo die 'Armen' in den Mittelpunkt gerückt werden. Hoffnung gibt es nicht  gegen andere, sondern nur im Blick auf „einen neuen Himmel und eine   neue Erde“ (Offb 21,1) für alle Menschengeschwister zusammen. Die  jüdisch-christliche Rede von Gott ist die Rede von einem Gott, der die Schreie aus dem Leid hört und der aus dem Sklavenhaus befreit. 

Diese Schreie erschallen auch heute – und zwar von Menschen, die einge-schlossen sind in ein System, das sich, wie Papst Franziskus formuliert, dem Fetischismus des Geldes unterworfen hat, d.h. dem abstrakten Zweck, Geld zu vermehren. Überall da, wo Unrecht, Gewalt und Tod herrschen, drängt der Glaube an Gott über die Welt, wie sie ist,  hinaus,  fragt sie an, überschreitet – transzendiert – sie. Im Horizont dieses   Gottesgedächtnisses wird es möglich, bestehende Verhältnisse, die Menschen erniedrigen und Lebensgrundlagen zerstören, entschieden zu kritisieren, und gleichzeitig an der Hoffnung auf ein Leben in Gerechtigkeit  und Frieden für alle Menschen festzuhalten und der Versuchung zu wider-stehen, Menschen gegeneinander auszuspielen und sich abzufinden mit  der Welt, wie sie ist. Dieser Glaube befreit zum entschiedenen Wider-spruch gegen Rassismus, Ausgrenzung und Abwertung  von Menschen.  Aus dem Zentrum ihres Gottesgedächtnisses könnten die Kirchen die   Kraft finden, in prophetischer Kritik für die Notwendigkeit einzustehen, die Grenzen der bestehenden Gesellschaft zu überschreiten. 

                                                                   Ökumenisches Netz Koblenz, 05.10.2017

 

Gottesdienst zum 1. Advent 2017

 

Kyrie: Messias Jesus, Menschensohn,

 

Du hast dich mitten hinein begeben in die tödlichen Katastrophen unserer Geschichte. Herr, erbarme dich!

Gott hat dich auferweckt und deine Menschlichkeit zum Maßstab einer neuen Welt gemacht. Christus, erbarme dich!

Die Hoffnung auf dein Kommen richtet uns auf. Sie macht uns wachsam gegenüber den Gefahren der Anpassung und der Resignation. Herr, erbarme dich! 

Erste Lesung: Jes 63,16b-17. 19B; 64,3-7

Hinführung: Der Text der Lesung aus dem Propheten Jesaja ist Ausdruck eines leidenschaftlichen Schreis nach Gott. Die Rückkehr der nach Babylon Verschleppten in die Heimat brachte nicht die Erfüllung aller Hoffnungen. Neue Probleme traten auf. Zwischen Rückkehrern aus der reichen Oberschicht und Verarmten, die im Land geblieben waren, kam es zum Streit um die Verteilung des Landes. Mit dem Bau des Tempels ging es nicht voran. Zweifel kommen auf, ob es denn überhaupt sinnvoll sei, den Tempel wieder aufzubauen.

Auch in dieser Situation erinnert sich Israel an seinen Gott und den Weg der Befreiung, den er mit ihm gegangen ist. Diese Erinnerung wird zur Grundlage des Ringens mit Gott, zum Schrei, er möge doch den Himmel aufreißen, endlich kommen und seine Verheißungen wahr machen.

Zweite Lesung 1 Kor 1,3-9

Die junge Christengemeinde erkennt das Kommen Gottes in der Ankunft des Messias Jesus. In seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung hat Israels Gott seine Verheißung wahr gemacht. Er ist mitten unter den Menschen angekommen. Und dennoch steht die Erfüllung für alle noch aus. Der Messias muss wieder kommen. Dann werden sich all die Hoffnun-gen erfüllen, die sich an sein Leben knüpfen - bis hin zu einem neuen Him-mel und einer neuen Erde, bis hin zur Auferstehung der Toten. Gefestigt im Vertrauen auf Gottes Treue – so mahnt Paulus - soll die Gemeinde in Korinth die endgültige Offenbarung des Messias Jesus erwarten.

 

Evangelium: Mk 13,24-33a

 

Predigt (Heribert Böttcher)

Mit dem ersten Adventssonntag beginnt ein neues Kirchenjahr. Am Ende des alten und am Beginn des neuen Kirchenjahres richtet sich der Blick auf das Kommen des Menschensohns, und wir hören die Mahnung zur Wachsamkeit. An den letzten Sonntagen forderten uns Texte aus dem Matthäusevangelium auf, wachsam hinzusehen auf eine Welt, die so anders ist als das Reich Gottes:

  • Da war die Rede von den schlauen und den dummen Jungfrauen. Während die Schlauen genug Öl hatten, ging den Dummen der Vorrat aus. Die Schlauen fürchteten, der Vorrat könne nicht für alle reichen. Deshalb weigerten sie sich, das Öl zu teilen.
  • Da war die Rede von den Talenten, von Geld, das von unten nach oben umverteilt wird gemäß der Logik „wer hat, dem wird gegeben..., wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat“ (Mt 25,29).

 

Eine Welt, in der nach oben kommt, wer sich unsolidarisch verhält, eine Welt, die nach dem Gesetz funktioniert: Wer hat, bekommt noch mehr. Wer arm ist, wird noch ärmer, kann nicht das Reich Gottes sein. Christinnen und Christen sollen wachsam sein; denn diese Welt wird durch den Menschensohn gerichtet. Sein Maßstab ist das Verhalten gegenüber den Geringsten – so haben wir es letzten Sonntag gehört.

 

Das neue Kirchenjahr beginnt, wie das alte aufgehört hat: mit dem Blick auf den Menschensohn und der Aufforderung, wachsam zu sein. Mar-kus, dessen Evangelium uns durch das neue Kirchenjahr begleiten wird, setzt die Akzente anders als Matthäus. Markus schreibt sein Evangelium nur wenige Zeit nach dem Krieg der Römer gegen die Juden. Er sieht die Opfer dies Krieges, die Zerstörung Jerusalems und die Zerstreuung der Juden in alle vier Windrichtungen. An dieser Katastrophe vorbei kann er keine 'frohe Botschaft' verkünden. Ihm drängt sich der Frage auf: Wie kann mit wachsamem Blick auf die Katastrophe, durch die alle Hoffnung auf Rettung widerlegt zu sein scheint, überhaupt noch von Rettung, von Gott und seinem Messias gesprochen werden?

 

Die Katastrophe des Krieges hat die Welt aus den Fugen gebracht. Markus beschreibt das in Bildern einer kosmischen Katastrophe: Gottes Schöpfung stürzt ab. Die Lichter von Sonne und Mond gehen aus, und die Sterne fallen vom Himmel. Mit der Schöpfung droht auch der Glaube an Israels Gott, den Schöpfer der Welt und den Befreier seines Volkes, abzustürzen. Symbol dafür ist die Zerstörung des Tempels, der Mitte der Welt und der Wohnung Gottes bei seinem Volk. „Mein Gott, mein Gott, warum hast dich mich verlassen?“ (Mk 15,34) ist nicht nur der Schrei Jesu, sondern aller, die mit der Katastrophe das Ende ihrer Hoffnungen gekommen sehen.

 

Mitten in der Katastrophe und der Krise, die sie für den Glauben auslöst, verweist Markus auf den Menschensohn. Seinen Leserinnen und Lesern ist er aus dem Buch Daniel vertraut. Dort tritt er den Herrschaftssystemen, denen Israel unterworfen war und die in den Bildern von Bestien dargestellt werden, als Zeichen für Gottes menschliche Herrschaft entgegen. Er verkörpert die Hoffnung, dass Gott das 'letzte Wort' behält und die Bestien richtet. So wird er seine „Engel aussenden und die … Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammen führen“ (13,27). Auch in der gegenwärtigen Katastrophe will Gott sein Volk neu sammeln und aufrichten – und mit ihm alle, die Opfer der Katastrophe sind und jede Hoffnung verloren haben.

 

Was für das Ende versprochen ist, beginnt schon jetzt. Markus macht das bereits am Beginn seines Evangeliums deutlich: Er erzählt von vier Trägern, die einen Gelähmten zu Jesus bringen. Sie sind jene Engel, die jetzt schon das in alle vier Himmelsrichtungen verschlagene und gelähmte Israel neu sammeln und aufrichten (Mk 2,1-12). Sie wollen den Gelähmten – also das gelähmte Israel – wieder neu mit seinem Messias in Verbindung bringen. Das ist so schwierig, dass die Träger das Dach des Hauses aufreißen müssen, damit sie in das geschlossene Haus eindringen können. Nur wenn das in der Katastrophe eingeschlossene und gelähmte Israel sich öffnen lässt, kann es neu aufgerichtet werden, kann das befreiende Wort Wirklichkeit werden, das Jesus zu dem Gelähmten spricht: „Steh auf...!“ (Mk 2,11).

 

Was Menschen wie jene Vier tun, deutet Markus durch den Hinweis auf den Feigenbaum. Ein verdorrter Baum bekommt neues Leben. Wer das Tun der Vier sieht, kann erkennen, dass Gottes Wort mitten in der Katastrophe wieder Leben hervorbringt. Da handeln Menschen, die hell-wach sind für Gottes Wort. Wo das geschieht, da beginnt Advent, Ankunft des Menschensohns inmitten einer alles lähmenden Katastrophe.

 

Das befreiende Wort „Steh auf...!“ spricht Jesus als „der Menschen-sohn“. Er verbindet es mit dem Satz: „Deine Sünden sind dir vergeben“ (Mk 2,5). Gemeint sind die Sünden derer, die so verschlossen sind gegenüber Gottes Wegen der Befreiung, dass sie die Macht Roms dadurch überwinden wollten, dass sie Israel so mächtig machen wollten wie Rom. Genau dies hat die Katastrophe befördert. Nach dem Scheitern solcher falscher Träume können nur Nüchternheit und Wachsamkeit einen Weg aus der Katastrophe bahnen, Nüchternheit gegenüber Illusionen und Wachsamkeit für Gottes Wege der Befreiung, für das Kommen des Menschensohns am Ende der Zeit und schon jetzt mitten hinein in die Zeit der Katastrophe.

 

Diese Botschaft des Markus trifft heute auf eine Welt, die sich angesichts der globalen Katastrophen in betäubende Spektakel stürzt oder in eine Innerlichkeit flüchtet, aus der die Welt mit all ihren Katastrophen draußen bleiben muss wie die Hunde aus den Geschäften. Da bricht der Menschensohn gleichsam von außen in eine geschlossene Welt ein, die sich durch Ablenkung betäuben lässt, damit sie bleiben kann, wie sie ist – ungestört von Armut und Ausgrenzung, von Plünderung und Krieg, von der Zerstörung der Lebensgrundlagen. Weil alles so bleiben soll, wie es ist, stößt die Konfrontation mit der Wirklichkeit auf Abwehr. Viele sagen: Wir können das Gerede von Krisen und Katastrophen nicht mehr hören. Wir brauchen etwas, das uns ermutigt. Was schnelle Ermutigung verspricht, ist aber oft nichts anderes als betäubende Ablenkung.

 

Wer nicht Ablenkung, sondern Rettung sucht, muss wachsam sein. Er darf sich vom schönen Schein nicht betören, sich von Ablenkungen nicht dumm machen lassen. Wachsam wäre auch heute, das Evangelium hinein zu buchstabieren in die Katastrophen unserer Zeit. Nötig wäre eine Wachsamkeit, die den globalen Katastrophen nüchtern stand hält, die sich nicht von der Illusion täuschen lässt, es könne alles so weitergehen, die sich weder durch Ablenkung betäuben lässt noch meint, sich die Krise in aggressiver Abwehr der Opfer, vor allem der Flüchtenden, vom Leibe halten zu können. Wer wachsam bleibt, kann die Ahnungen nicht ersticken, dass die globalen Probleme immer schärfer auf unsere Scheinwelten zurückschlagen werden - und zwar so, dass sie sich weder betäuben noch aggressiv abwehren lassen. Wachsamkeit treibt zu der Frage, welche strukturelle Sünde in den Katastrophen unserer Tage steckt.

 

Solche Art Wachsamkeit versinkt nicht in lähmender Resignation; denn sie verbindet sich mit Wachsamkeit für Gott und sein Reich, für das Kommen des Menschensohns. Er kommt jetzt schon in Menschen wie den Vieren, die einen verschlossenen Raum öffnen und den Gelähmten vor den Messias tragen. Was sie tun, ist Aufgabe einer wachsamen Kirche: eine in sich verschlossene Gesellschaft zu öffnen, die sich illusionär und aggressiv in ihre strukturelle Sünde, in die kapitalistischen Strukturen einschließt, die keinen Bestand mehr haben können, weil der schwindende Einsatz von Arbeit auf nicht mehr zu überwindende Grenzen stößt. Eine wachsame Kirche könnte einen Beitrag dazu leisten, betäubende Gleichgültigkeit durch Empfindsamkeit zu durchbrechen, lähmende Verschlossenheit für kritisches Nachdenken zu öffnen. So ließe sich erkennen, dass die heutigen Katastrophen und die mit ihnen einher gehende Entmenschlichung damit zusammenhängen, dass das Leben selbst da noch dem Zwang geopfert wird, Geld um seiner selbst willen zu vermehren, wo die Grundlagen dafür einbrechen. Eine gegenüber den Katastrophen wache Kirche ist zugleich eine Kirche, die Gott und seinen Messias vermisst und die deshalb wie der sterbende Jesus leidenschaftlich nach Gott schreit, dass auch er aufwache und sein Reich und seinen Menschensohn endlich kommen lasse.

 

Eine solche Kirche würde zur wachen Trägerin einer Hoffnung, die töd-liche Verhältnisse aufbricht, zu einem Feigenbaum, aus dessen Lebens-saft Früchte der Befreiung hervor getrieben werden. An diesen Früchten wäre erkennbar, dass Advent ist, dass der Menschensohn jetzt schon im Kommen ist.

Gestärkt durch die Hoffnung auf das Kommen des Menschensohns gehen wir vom alten in das neue Kirchenjahr. Diese Hoffnung ist die Klammer, die die Kirchenjahre zusammenhält. Wachsam erinnern wir uns von neuem an Gottes Geschichte mit den Menschen, und wachsam wie Markus buchsta-bieren wir sie mitten hinein in die Katastrophen unserer Zeit, damit Menschen und die Welt geöffnet werden können für Befreiung, für die Rettung, die mit dem Kommen des Menschensohns verbunden ist.

 

Fürbitten: Gott, Schöpfer der Welt und Befreier deines Volkes, in der Hoffnung auf das Kommen des Menschensohns bitten wir:

Für die Opfer der Katastrophen, die den Globus zerstören, für die Opfer von Krieg und Umweltzerstörung, für alle, die arm und überflüssig gemacht werden, für Menschen, die fliehen müssen:

um Gerechtigkeit und Frieden, um Gesellschaften, die sich den Fremden öffnen, um eine Kirche, die hinhört und hinsieht, um Wachsamkeit für das Kommen des Menschensohns;

für Menschen, die sich verschließen, die in betäubende Unterhaltung und  ebenso betäubende Innerlichkeit flüchten:

um Menschen, die aufrütteln, um die Kraft, stand zu halten, um Wachsamkeit für das Kommen des Menschensohns;

für die Kräfte in unserer Gesellschaft, die aggressiv und gewalttätig auf die Opfer der Katastrophen reagieren, für diejenigen, die Menschen angreifen, die solidarisch handeln:

um Umkehr zur Menschlichkeit, um Menschen, die widersprechen und widerstehen, um ein gesellschaftliches Klima der Nachdenklichkeit, um Solidarität und Wachsamkeit gegen Unmenschlichkeit, um das Kommen des Menschensohns;

für alle, die es angesichts der Katastrophen nicht mehr aushalten, die in ihrem Engagement allein gelassen und zu Fremden werden in einer Gesellschaft, in der die Katastrophen ignoriert werden und kritisches Nachdenken auf Abwehr stößt:

um hellsichtige und hellhörige Zeitgenossen, um wachsame Mitmenschen, um Stärkung durch die Hoffnung auf das Kommen des Menschensohns;

für die Kirche, die der Versuchung ausgesetzt ist, in der Sorge um sich selbst zu schweigen und sich anzupassen:

um Stärkung für Papst Franziskus und für alle, die wie er aufwecken und wachrütteln, um Vertrauen auf den Menschensohn und sein Kommen;

für alle, die angesichts von Unrecht und Gewalt eines vorzeitigen Todes sterben, und für all unsere Toten:

um Aufnahme in das Land deiner Ruhe, um die Begegnung mit dem Menschensohn;

 

Um all das bitten wir im Vertrauen darauf, dass du Wirklichkeit werden lässt, was du mit deinem Namen versprochen hast.

   

 

Auf der Suche nach Heimat...

 

Der STEG e.V. (Sozialtherapeutische Einrichtung für Suchtkranke) in Koblenz wurde am 5. März 1990 gegründet. Das Konzept des Vereins liegt in der Begleitung und Hilfestellung von Suchtkranken durch die Unter-bringung im sog. betreuten Wohnen. Es wird besonders die eigenständige Lebensführung (eigene Wohnung, evtl. Arbeitsplatz, Ausbildung, Weiter-bildung, Umgang mit Behörden usw.) und die Entwicklung sozialer Kompe-tenzen (wie  die Kooperation und das Arrangement mit den anderen WG-Bewohnern) angestrebt. Die Wiedereingliederung in die Gesellschaft soll damit erleichtert und die Abstinenz stabilisiert werden. Zurzeit ist pax-christi-Mitglied Annemarie Stubbe 1. Vorsitzende. Wir geben die Ansprache von Heribert Böttcher zur Gedenkfeier 2017 wieder.

 

Gedenkfeier (2017) des Steg e.V.

für verstorbene Suchtkranke und Menschen, die anonym/namenlos bestattet wurden

 

„Heimat“ - scheint ein Begriff zu sein, der eine Sehnsucht zum Ausdruck bringt. Menschen suchen Orte, an denen sie zu Hause sind, eine Bleibe finden, sich sicher und geborgen fühlen. Von unseren Toten sagen wir, sie seien heimgegangen und verbinden damit die Hoffnung, dass sie eine bleibende Heimat gefunden haben.

 

Heimat ist aber auch ein Begriff, der im rechten Mainstream der bundesrepublikanischen Gesellschaft einen festen Platz gewonnen hat. Von Heimat ist die Rede, wo es darum geht, die deutsche Heimat vor Ausländern und Flüchtlingen, das vermeintlich christliche Abendland gegen den Islam zu verteidigen. Heimat wird hier zu einem Ort, von dem Heimatlose notfalls mit Gewalt ausgeschlossen werden. Arme Kinder, Alte und Kranke, Flüchtende, kurz: Unrentable, deren Arbeits- und Kaufkraft nicht verwertbar sind, haben hier keinen Platz. Sie müssen „draußen bleiben“ wie die Hunde aus den Geschäften.

 

Dass Heimat wieder zu einem Kampfbegriff wird, mit dessen Hilfe Heimat gegen Heimatlose mit Zähnen und Klauen verteidigt wird, hat mit der sich verschärfenden Krise des Kapitalismus zu tun. Die Grenzen, sie zu verwalten, zeigen sich inzwischen auch an den Schwierigkeiten der Regierungsbildung in Deutschland. Die Sondierungen sind genau an den Problemen gescheitert, die immer schwieriger zu verwalten, geschweige denn in der Form kapitalistischer Gesellschaft zu lösen sind: Flucht und Klima. Genau da kommt die soziale und ökologische Zerstörung der Lebensgrundlagen am drastischsten zum Ausdruck.

 

Und weil es zu angstbesetzt ist oder als zu anstrengend, zu theoretisch erscheint, die Probleme von der Wurzel her zu erfassen, bietet sich als naheliegende vermeintlich konkrete Lösung die Zuflucht zur Heimat an. Heimat soll es für diejenigen geben, die aufgrund vermeintlicher Gemeinsamkeiten von Blut, Boden und Kultur dazu gehören. In Wirklichkeit aber gehören nur diejenigen dazu, deren Arbeits- und Kaufkraft gefragt ist. Heimat wird hier zu einem Kampfbegriff „ausschließender Einschließung“. Unrentable und die Gesellschaft als Kostenfaktoren Belastende werden ausgeschlossen und zugleich in Lagern und Zonen eingeschlossen, in denen sie nicht leben können, aber unter Kontrolle gehalten werden.

 

Die biblischen Texte, die wir für unsere Gedenkfeier ausgewählt haben, können helfen, einen anderen Blick auf die Frage nach Heimat zu werfen. Die Offenbarung des Johannes eröffnet einen Blick in „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ (Offb 21,1). Das, was Menschen quält, ist hier überwunden: Niemand muss mehr klagen, d.h. aufschreien unter dem Druck von Unrecht und Gewalt wie in den Sklavenhäusern der Geschichte von Ägypten bis Rom. Niemand muss mehr unter der Mühsal zusammenbrechen, sein Leben mit Haut und Haaren in den Dienst der Sklavenhäuser zu stellen, damit sie funktionieren und ihre Herren leben können. Selbst diejenigen, die daran zu Grunde gegangen sind, werden in die Hoffnung auf einen „neuen Himmel und eine neue Erde“ einbezogen, in der auch der Tod überwunden ist.

 

All das ist keine Idylle einer schönen Vision, sondern markiert einen Konflikt; denn die alte Welt muss vergangen sein, damit eine neue Welt kommen kann. In der Offenbarung des Johannes ist das Ende der Herrschaft Roms die Voraussetzung dafür, dass ein „neuer Himmel und eine neue Erde“ kommen können. Rom muss gerichtet werden, damit die Welt neu ausgerichtet werden kann. Wer also auf einen „neuen Himmel und eine neue Erde“ hofft, flieht nicht in die wohlige Idylle einer schönen Vision, sondern gerät mit der alten Welt in - möglicherweise auch tödliche – Konflikte. Er wird in der alten Welt heimatlos; denn in ihr kann er keine Bleibe finden. Solchen Menschen ergeht es ähnlich wie dem Messias Jesus. Am Anfang seines Lebens steht der Stall, „weil in der Herberge … kein Platz war“ (Lk 2,7), und am Ende der Galgen „außerhalb des Tores“ (Hebr 13,12) der Stadt. Im Unterschied zu den Füchsen, die Höhlen, und den Vögeln, die Nester haben, findet  er „keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“ (Lk 9,58). Wer diesem Messias folgt, findet weder in Rom noch heute im Kapitalismus eine „bleibende Stadt“, sondern bleibt auf der Suche nach „der zukünftigen“ (Hebr 13,14).

 

Der 'heimatlose' Menschensohn - so erzählt uns Matthäus in seinem Gleichnis vom Weltgericht - wird zum Richter der Welt. Sein Leben wird zum Maßstab einer neuen und anderen Welt. Das kann nur eine Welt sein, in der Hungrige satt, Fremde aufgenommen, Nackte bekleidet, Kranke besucht und Gefangene befreit werden. Erst wenn das geschieht, kann die Welt zur Heimat werden. Und auch das ist keine visionäre Idylle, sondern steht im Gegensatz zu einer Welt, die sich als Heimat der Starken gegen die Geringsten mit aller Macht und Gewalt abschottet. Das Bild des Menschensohns stammt aus dem Buch Daniel und steht gegen die Herrschaft der Bestien, gegen bestialische Herrschaft,  gegen eine Barbarei – so könnten wir im Blick auf heute sagen –, in der Menschen als wilde Konkurrenten in der Krise des Kapitalismus übereinander herfallen.

 

Die Suche nach einer Heimat für alle Menschengeschwister macht solange heimatlos, wie Heimat denen vorbehalten bleibt, die ökonomisch als Verwertbare und ideologisch aufgrund von Rasse, Nation und Familie dazu gehören. Wer nach einer Welt sucht, die zur Heimat werden kann, sorgt vor allem für einen Platz für die Geringsten. Erst dann haben alle Platz in einer menschlichen Welt, die ausgerichtet ist nach den Maßstäben, die der heimatlose Menschensohn setzt.

 

Auf der Suche nach einer Welt, die zur Bleibe für die Geringsten werden soll, kann es keine bleibende Heimat geben. Aber unterwegs können wir uns gegenseitig zu einem Vorgriff auf eine Heimat werden, in der alle eine Bleibe finden. Was Blut und Boden, Rasse und Nation gerade nicht schenken können, können sich Menschen gegenseitig schenken, wenn sie auf der Suche nach Heimat empfindsam miteinander umgehen und die Erinnerung an diejenigen lebendig halten, die in ihrem Leben allzu oft die Erfahrung machen mussten, heimatlos zu sein, nicht dazu zu gehören. In die Hoffnung auf Heimat sind auch unsere Toten einbezogen. Wir erhoffen für sie die „ewige Ruhe“. Diese Ruhe ist nicht der ewige Tod, sondern die Ruhe vor aller Klage und Mühsal, vor Verfolgung und Flucht – ja auch vor dem Tod als dem vermeintlichen Ende allen Lebens. Die Ruhe, von der die Bibel spricht, ist die Ruhe des Sabbats, die Bleibe, die ewige eines erfüllten und neuen Lebens in einem „neuen Himmel und einer neuen Erde“ – ausgerichtet nach den Maßstäben, die der Menschensohn gesetzt hat.  

 

 

Religion und Gewalt

 

Das Thema Gewalt wird durch Kriege, Terror und Gewaltausbrüche immer wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Gewalt unter Berufung auf den Dschihad lenkt den Blick auf die Rolle von Religion. Zunächst seien zwei Hinweise zur Aktualität dieser Rolle angeführt:

·        Auf dem Kirchentag in Berlin gab es eine Diskussion unter dem Titel „Liegt Gewalt auf den Genen der Religion?“

·        Bei einem Kommandowechsel auf der Air-Base Spangdahlem im August 2017 wurde dieses Gebet gesprochen: „O mächtiger Gott, in Deiner Weisheit und Vorsehung hast Du diese Menschen dazu berufen, in der Air Force zu dienen“.

Die Auseinandersetzung mit den todbringenden Mechanismen der Gewalt und  ihre Beantwortung mit gewaltfreiem Handeln sind für pax christi von zentraler Bedeutung. Angeregt durch die Ausführungen von Karen Armstrong in ihrem Buch „Religion und Gewalt“ sollen hier einige Gesichtspunkte dazu aufgezeigt werden. Die jeweiligen Aussagen werden durch weitere Hinweise verdeutlicht.

 

Während Jäger und Sammler in gewaltarmen Kulturen lebten, etablierten sich mit dem Entstehen von Agrargesellschaften sowohl die strukturelle Gewalt wie auch die Gewalt des Krieges. Es ging dabei auch immer um Ressourcen.

·        „Der Stamm konnte nur überleben, wenn alle Nahrungsmittel geteilt wurden. Herrschaft durch Zwang war kaum praktikabel, weil alle körperlich fähigen Männer über genau dieselben Waffen und Kampfmöglichkeiten verfügten“ (Armstrong, S 26)

·        „Alle vormodernen Zivilisationen übernahmen dieses Unter-drückungssystem als gäbe es keine Alternative“ (Armstrong S 27) 

·        In 1Sam 8,11ff beschreibt der Prophet Samuel eine solche struktu-relle Gewalt, falls eine königlicher Herrschaft eingerichtet wird.: „Das werden die Rechte des Königs sein, der über euch herrschen wird: Er wird eure Söhne holen und sie für sich bei seinen Wagen und seinen Pferden verwenden und sie werden vor seinem Wagen herlaufen. Er wird sie zu Obersten über (Abteilungen von) Tausend und zu Führern über (Abteilungen von) Fünfzig machen. Sie müssen sein Ackerland pflügen und seine Ernte einbringen. Sie müssen seine Kriegsgeräte und die Ausrüstung seiner Streitwagen anfertigen. Eure Töchter wird er holen, damit sie ihm Salben zubereiten und kochen und backen. Eure besten Felder, Weinberge und Ölbäume wird er euch wegnehmen und seinen Beamten geben. Von euren Äckern und euren Weinbergen wird er den Zehnten erheben und ihn seinen Höflingen und Beamten geben. Eure Knechte und Mägde, eure besten jungen Leute und eure Esel wird er holen und für sich arbeiten lassen. Von euren Schafherden wird er den Zehnten erheben. Ihr selber werdet seine Sklaven sein. An jenem Tag werdet ihr wegen des Königs, den ihr euch erwählt habt, um Hilfe schreien, aber der Herr wird euch an jenem Tag nicht antworten.“

 

Religion war über Jahrtausende keine Privatangelegenheit, sondern stiftete Sinn und Handlungsrahmen der jeweiligen Gesellschaften.

·        Karen Armstrong schreibt in „Religion und Gewalt“ über die Sumerer: „Im mesopotamischen Staat war nichts Säkulares, und dessen Religion war nichts Persönliches. Es war eine Theokratie, in der jeder – vom höchsten Aristokraten bis zum niedrigsten Handwerker – eine heilige Handlung vollführte.“

·        Albert Mirgeler schreibt in seinem Buch „Kritischer Rückblick auf das abendländische Christentum“(S.57): „Karl(der Große) fühlte sich, aufgrund einer Umdeutung augustinischer Gedanken, als Herr der irdischen Civitas Dei und damit für den Zustand des Reiches ebenso verantwortlich wie für den Zustand der christlichen Kirche und der christlichen Kultur“. Mirgeler nennt das „eine kirchlich-politische-kulturelle Einheit“.

 

Die Gewaltgeschichte der Religionen ist daher mit der Gewalt-geschichte staatlichen Handels verbunden.

·        Karen Armstrong(S28) sieht den Aufstieg von Staaten und die Entwicklung der Zivilisation mit militärischer Macht verknüpft. „ Da alle Staatsideologie in vormodernen Staaten religiös durchtränkt war, nahm der Krieg unvermeidlich sakrale Züge an. Tatsächlich hat jede größere Glaubenstradition die politische Gemeinschaft geprägt, in der sie entstanden ist. Keine Glaubenstradition ist zur „Weltreligion“ geworden ohne die Förderung durch ein militärisch mächtiges Reich, und jede von ihnen hat eine imperiale Ideologie entwickelt.“

·        „Als dann die „Katholischen Könige“ im Zuge staatlicher Kirchenpolitik auch die Inquisition nationalisierten, kam es in Spanien zum Bruch mit der Toleranz und zur Vertreibung der Juden und Mauren, später sogar der Maurenabkömmlinge. In der durch den Einbruch der Reformation entstehenden politischen Frontstellung dreier Konfessionen übernahm Spanien die Führung der katholischen “Gegenreformation“…“ (Mirgeler S 111)

 

Mythen und andere Darstellungen rechtfertigen die Notwendigkeit von Gewalt. Sie geben dem Kampf Sinn und Legitimation.                                                     

·   „Die Hirtenvölker, die um 4500 v.u.Z. in den kaukasischen Steppen des südlichen Russland siedelten, …nannten sich Arya, die Edlen… Für die Arier war das Leben als Krieger dem mühsamen, stetigen Fleiß einer bäuerlichen Existenz bei weitem vorzuziehen…Die mythischen Geschichten über die Kriegsgötter der Arier … folgen einem ähnlichen Muster. … Es gründete sich auf den Helden Trito, der den allerersten Vieh-Raubzug gegen die dreiköpfige Schlange geführt hatte, einen der Ureinwohner eines Landes, das gerade von den Ariern erobert worden war. Die Schlange hatte es gewagt, den Ariern ihr Vieh zu stehlen. Trito tötete sie nicht nur und holte das Vieh zurück; sein Zug wurde zu einer kosmischen Schlacht, die die himmlische Ordnung wieder-herstellte…“ (Armstrong S 49-51)

·        Im Koran heißt es: „Kämpft gegen die Ungläubigen, bis es keine Verfolgung mehr gibt und der Glaube an Allah allein herrscht!“ (Sure 8, 39)  „Und wenn die verbotenen Monate verflossen sind, dann tötet die Götzendiener, wo ihr sie trefft, und ergreift sie, und belagert sie, und lauert ihnen auf in jedem Hinterhalt.“ (Sure 9, 5):

 

In allen großen Religionen sind Bewegungen entstanden, die sich von Gewalt distanziert und eine neue Ethik des Zusammenlebens aufgezeigt haben. Dennoch ist die ihnen immanente Wahrheitsfrage nicht selten Ursache für Feindbilder.

·        Der Fürstensohn Gautama Siddharta suchte auf Grund der Begeg-nung mit Krankheit und Leid einen neuen Lebensweg. Nach dem Verlassen des Fürstenhofes und der Familie übte er zunächst strenge Askese, erkannte aber in dieser nur strenge Gewalt gegen sich selbst. Nach langer Meditation wurde er erleuchtet (Buddha).      „ …über Buddhas Weg steht grundlegend das ahimsa: Der achtfache Pfad, der zum Verlöschen des Lebensdurstes und damit zur Aufhebung der Leidenschaften und des Leidens führt, beginnt mit der Erkenntnis der „Vier edlen Wahrheiten“ über die Ursache und die Bedingungen des Leidens, doch dann folgt unmittelbar…der „rechte Entschluss, der in der Entscheidung besteht, ahimsa zu üben, d.h. kein lebendiges Wesen zu verletzen, zu schädigen oder gar zu töten. Die Abwendung von Gewaltsteht vom Ursprung her im Zentrum buddhistischer Lebensweise“ (Baudler, Gewalt in den Weltreligionen, S 59)

·        Baudler zitiert Laotse(S.68): „Waffen sind unheilvolle Geräte, alle Wesen hassen sie wohl. Darum will der, der den rechten Sinn(das rechte Tao) hat, nichts von ihnen wissen…“ und „Wer im rechten Sinn einem Menschenherrscher hilft, vergewaltigt nicht durch Waffen die Welt, denn die Handlungen kommen auf das eigene Haupt zurück…“

 

Die Entwicklung in westlichen Staaten, Religion als Privatsache zu sehen, hat keine Frieden gestiftet. Andere Zusammenhänge wie Nation, Macht, Interessen oder kulturelle Überlegenheit liefern neue Rechtfertigungen.

·        Beispielsweise ist John Locke(1632-1704) auf dem Hintergrund der Religionskriege für die religiöse Freiheit eingetreten. „Es sei ein beklagenswerter, gefährlicher und existentieller Irrtum, Religion und Politik zu vermischen.“ Er bestand auf der Trennung von Religion und politischem Handeln, um eine friedvolle Gesellschaft herzustellen. Diese Überzeugung schlug sich in der Entstehung der neuen Verfas-sung in den Vereinigten Staaten nieder. So erklärte Jefferson: „Alle Menschen sollen vollständige Freiheit ihrer religiösen Überzeu-gungen haben, und niemand soll verpflichtet werden, Mitglied einer religiösen Institution zu werden oder zu bleiben.“ Begünstigt wurden solche Ansichten durch religiöse Vorstellungen wie in Luthers Glaubensverständnis oder in der Mystik, die die inneren Kompo-nenten des Glaubens betonten.

·        In säkularisierten Nationalstaaten waren nicht Ketzer oder Ungläu-bige gefährdet, sondern Minderheiten. „Im Jahre 1807 hatte Jefferson seinem Kriegsminister erklärt, die amerikanischen Ureinwohner  seien rückwärtsgewandte Menschen, die entweder ausgerottet oder aus unserer Reichweite vertrieben werden müssten: auf die andere Seite des Mississippi, zu den Tieren des Waldes“ (Armstrong S 405)

·        „Das Vaterland, so erklärte Johann Gottlieb Fichte sei eine Manifes-tation des Göttlichen, das Sammelbecken für die spirituelle Essenz des Volkes und deshalb ewig. Die Deutschen müssten bereit sein für die Nation zu sterben, die allein in der Lage war, Menschen jene Unsterblichkeit zu schenken, nach der sie sehnten, weil sie seit Anbeginn aller Zeiten existiert hatte und nach ihrem Tod weiterleben würde“. .. „wenn wir das Heilige als etwas definieren, für das man bereit ist zu sterben, dann war die Nation sicher zu einer Verkör-perung des Göttlichen geworden, zu einem höchsten Wert. Deshalb förderte die nationale Mythologie Zusammenhalt, Solidarität und Loyalität innerhalb der nationalen Grenzen.(Armstrong S. 406/407)

 

Diese neue Sichtweise von Religion als Privatangelegenheit hat sich weder im Westen noch in anderen Gesellschaften durchgesetzt.

·        Die Bundeskanzlerin, Frau Merkel sagte dazu kürzlich in Münster: „Religionen haben den Auftrag zum Frieden, und deshalb kann es keine Rechtfertigung von Krieg und Gewalt im Namen einer Religion geben.“  Die Autoren in der ZEIT vom 21.09.(Artikel Gretchenfrage) vermuten dahinter die Absicht, gegenwärtige, religiös motivierte Gewalt einzudämmen. Aber sie kann wohl so formulieren, weil sie davon ausgeht, dass Religionen gesellschaftliche Relevanz haben und diese mit ihrem Friedensauftrag zu füllen haben.

·        Michael Naumann schreibt 2015 in "Keine Erlösung ohne Blutver-gießen" „Dass jene religiös gefärbte, ideologische Gemengelage kein Passepartout zur Erklärung buchstäblich aller biografischen Antriebe islamistischer Attentäter darstellt, versteht sich von selbst. Fest steht allerdings auch: Ihr Terrorismus ist kein Angriff auf die europäische Moderne, sondern ihr militantes Enkelkind. Politischer Terror ist keine Erfindung des Islams, sondern ein Erbe der Französischen und der Russischen Revolution. Beide fußten auf einer quasireligiösen Idee von Politik als Kampf und Erlösung. Ihr Ziel ist nova vita, der "neue, wahre Mensch". Der Geschichtsfaden sollte mit Gewalt abgeschnit-ten werden, eine neue Menschheitsepoche sollte beginnen. Die Parallelen zum NS-Terror vor und nach 1933 sind offenkundig. Der religiös kontaminierte Heroismus der muslimischen Attentäter von Paris, ihr verqueres Bild von Tapferkeit, Rache,Mut und Opfertod "für die Sache", wirkt wie ein Widerspiel jenes irischen Unabhängigkeits-dramas, das sich von 1916 an mit religiös-nationalistischer Inbrunst in den Jahren der irischen troubles Mitte des 20. Jahrhunderts neu entfaltete.“

 

Deshalb dienen Religionen immer noch der Rechtfertigung von Gewalt. Manchmal werden sie instrumentalisiert, manchmal heizen sie selbst an, manchmal spielen sie mit.

·        "1914 aber wieder zieht das ganze Deutschland einmütig in einem Kampf um Dasein, um Recht und Freiheit, und auf seinen Fahnen steht „Gott mit uns“, und in allen Herzen glüht´s, und deutsche Fäuste hämmern es wieder auf Feindesschädel: Gott mit uns. Jesus, Gottes Sohn, in der Nacht, da er verraten war, brach das Brot, spendete den Wein zum Zeichen, dass sein Tod ein Opfer sei: für euch gegeben und vergossen. Wer immer sein Leben im heiligen Kampf einsetzt, kämpft unter dem Banner Jesu, folgt seinen Fußstapfen, und über seiner Treue schwebt die Verheißung: Gott mit uns" (Einleitung) ... "Wer mit Gott im Bunde ist, ist stärker als die ganze Welt." (S. 18 in Adolf Schettler, In Gottes Namen Durch - für die deutschen Streiter in Heer und Flotte, (Karl-Siegismund-Verlag, Berlin 1915)

·        Der ehemalige CIA-Mitarbeiter Graham Fuller, ein herausragender Islamspezialist, veröffentlichte 2010 ein Buch mit dem Titel „A World Without Islam“ (Eine Welt ohne Islam). Seine wichtigste Schlussfol-gerung fasst er so zusammen: „Auch wenn es eine Religion namens Islam und einen Propheten namens Mohammed nie gegeben hätte, wäre der Zustand der Beziehungen zwischen dem Westen und dem Nahen Osten heute nicht wesentlich anders. Das mag unserer Intuition zuwiderlaufen, macht aber einen wesentlichen Punkt deutlich: Es gibt ein Dutzend gute Gründe neben dem Islam und der Religion, warum die Beziehungen zwischen dem Westen und dem Nahen Osten schlecht sind: die Kreuzzüge (ein wirtschaftliches, sozi-ales und geopolitisches Abenteuer des Westens), den Imperialismus, den Kolonialismus, die westliche Kontrolle über die Energievorräte im Nahen Osten, die Installierung prowestlicher Diktaturen, die endlosen politischen und militärischen Interventionen des Westens, neu gezo-gene Grenzen, die Schaffung des Staates Israel durch den Westen, die amerikanischen Kriege und Invasionen, die beharrlich einseitige Haltung Amerikas in der Palästinenserfrage und so weiter. All das hat nichts mit dem Islam zu tun. Es stimmt, dass die Reaktionen aus der Region zunehmend in religiöse und kulturelle, das heißt muslimische oder islamische Begriffe gekleidet werden. Das ist nicht überra-schend. In jeder großen Auseinandersetzung will man die eigene Sache mit den höchsten moralischen Begriffen rechtfertigen. Das haben die christlichen Kreuzfahrer genauso gemacht wie der Kommunismus mit seinem ‚Kampf für das internationale Proletariat‘.“

 

In Bedrohungssituationen von Gesellschaften können auch zu Radi-kalisierungen von religiösen Überzeugungen führen.

·        In der Bedrohungszeit nach der Eroberung des Nordreiches wird der Untergang auch des Südreiches befürchtet. Als Ursache wird die mangelnde JHWH-Verehrung angesehen. Die Rettung kann nur durch eine radikale Bekehrung zu JHWH ermöglicht werden. Der radikale Maßstab wird in die Entstehungszeit des Volkes zurück-verlegt. So heißt es dann im Deuteronomium 20,16/17 dazu:  „Nur aus den Städten dieser Völker, welche Dir Jahwe, dein Gott, als Erbbesitz geben will, sollst Du keine Seele am Leben lassen, denn an ihnen musst du den Bann unbedingt vollstrecken.“

·        „Nicht zufällig hat der politische Islam oder Islamismus als politisch-ideologische Strömung über die Jahrzehnte innerhalb der islami-schen Welt stetig an Einfluss gewonnen. Insbesondere die salafis-tische Ausrichtung, eine Variante des sunnitischen Islamismus, ist sichtlich im Vormarsch begriffen. Das Anliegen der Salafisten lässt sich knapp so zusammenfassen: Sie wollen die Folgen kolonialer bzw. neokolonialer Unterordnung ihrer Länder durch eine Renaissance der idealisierten Frühzeit des islamischen Staatswesens überwinden. Der Islam als eine der drei monotheistischen Weltreligionen fungiert dabei lediglich als eine Art Aushängeschild“. … Mit Worten allein sind die noch aus der Kolonialzeit herrührenden Kluften sowie vor allem die neokolo-nialistisch geprägten Strukturen der Ungleichstellung sowie die sich darauf gründende westliche Arroganz gegenüber der islamischen Welt nicht aus der Welt zu schaffen …“(Karin Kulow, Entstehung und Missbrauch eines Feindbildes)

 

Diese Geschichte der Rechtfertigung und Sakralisierung von Gewalt wirkt in heutiger Gewalt nach. Sie schafft Plausibilität, begründet ihre Legitimität und wirkt als Antrieb.

·                   Z.B. beim Thema Abschreckung wie in der „ZEIT“ von 08/2017 deut-

lich wird: "Wir könnten, wenn wir wollten" – das ist der nukleare Konjunktiv, die schreckliche, abschreckende Botschaft der Atomwaffe. "Wir könnten, wenn wir wollten" war mehr als 70 Jahre lang, vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis heute, der Garant dafür, dass sich Spannungen zwischen Ost und West nie in einem offenen Krieg entluden. Jeder Versuch, den Gegner zu vernichten, würde mit der eigenen Vernichtung enden. Nukleare Abschreckung braucht zwei Dinge: Hardware und Software. Einerseits atomare Raketen, Bomben und Marschflugkörper. Andererseits das Vertrauen der Verbündeten, dass die Garantie im Ernstfall gilt. Ein großes Versprechen, das für die Europäer Sicherheit zum Spartarif lieferte. Unter dem US-Schutzschirm versammelten sich all jene Nato-Partner, die keine Atomwaffen haben: wie Deutschland, Spanien, Italien, die Türkei, seit 2004 auch Polen und die baltischen Staaten. Deshalb war es vor Trump auch nur halb so bedrohlich, was sich östlich der Nato-Grenzen tat.“

·        Clemens Ronnefeldt schreibt im Jahre 2000 in seinen Thesen zur Zukunft der Friedensbewegung. „Von US-Präsident Theodor Roose-velts Aussage im Jahre 1901: »Am Ende wird der zivilisierte Mensch begreifen, dass er Frieden nur bewahren kann, indem er seine barbarischen Nachbarn unterdrückt«, spannt sich ein Bogen bis US-Präsident Bill Clinton, 1995: »Wenn Interessen unserer nationalen Sicherheit bedroht sind, werden wir, wie es Amerika immer getan hat, uns diplomatischer Mittel bedienen, wenn wir können, jedoch auf militärische Gewaltanwendung zurückgreifen, wenn wir müssen«.“

·        US-Präsident Trump sagt 2017 vor der UN: „Die Vereinigten Staaten sind stark und geduldig. Aber wenn sie gezwungen werden, sich selbst oder ihre Verbündeten zu verteidigen, dann haben wir keine Wahl, als Nordkorea total zu zerstören. Der Raketenmann ist auf einer Selbstmordmission für sich selbst und für sein Regime. Die Vereinigten Staaten sind (zu seiner Zerstörung) bereit, gewillt und in der Lage – aber hoffentlich wird das nicht notwendig sein. (…)“

Gegenwärtige Auseinandersetzung mit Gewalt kann weder die eigene (Gewalt-) Geschichte noch ihre gegenwärtigen Manifestationen ausblenden.

·        Manifeste Gewalt von Ausbeutung bis Unterdrückung, von Erpres-sung bis Bedrohung, vom Attentat bis zum Drohneneinsatz, Widerstandskampf bis zum Krieg gehören zum Dauerbestand der täglichen Nachrichten. Diese Nachrichten verdeutlichen, dass unser Erbe der Gewalt bis heute präsent ist. Jede Auseinandersetzung über aktualisierte Gewalt wie etwa nach dem G20-Gipfel in Hamburg ist schlecht beraten, wenn sie unter Ausblendung von Gewaltgeschichte und von struktureller Gewalt Urteile fällt.

·        Der argentinische Journalist Guadi Calvo schreibt in amerika21 einen Artikel (deutsch heißt er: Schlamm unter dem Sand): „Das Attentat in der Kirche von Saint-Étienne-du-Rouvray auf den alten Pfarrer dort hat zu Recht öffentliches Entsetzen ausgelöst. Dabei ist es weit-gehend untergegangen, dass die Attentäter „sagten, dass sie die Tat aus Rache begangen haben, aus Rache wegen der Rache von Hollande.“ Zur Erinnerung nach dem Attentat von Nizza ließ Frank-reichs Staatspräsident Hollande am 19. Juli das Dorf Tokhar Manbij im Norden Syriens bombardieren. „Damit ist er in die Offensive gegangen um sich für die Tat in Nizza zu rächen, obwohl nun jeder-mann weiß, dass der Autor des Massakers, Mohamed Lahouaiej Bouhlel, dem Daesh nicht angehörte und seine Entscheidung persönliche Hintergründe hat, die noch nicht aufgeklärt wurden.“ Unter dem Vorwand „einen Brand zu löschen, wird noch mehr Öl ins Feuer gegossen. Ein Brand, der sich noch viel mehr ausweiten kann, als wir uns vorzustellen vermögen.“

 

Die Bewegungen in den großen Religionen, die sich von Gewalt distanziert haben und eine neue Ethik des Zusammenlebens fordern, sind umfassendes Fundament für pax christi, gewaltfreies Handeln voran zu bringen.    

·        Das Fortdauern von staatlichen und globalen Gewaltstrukturen und die überdimensionalen Gewaltpotentiale auf der Erde scheinen eine Praxis gewaltlosen Handels aussichtslos zu machen. Das Erbe Jesu macht Mut, nicht zu aufzugeben, sondern dieses Erbe Wirklichkeit werden zu lassen. Beim Evangelisten Lukas(6,27-30) heißt es: „Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen, betet für die, die euch misshandeln. Dem, der dich auf die Wange schlägt, halte auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd.“

·        Der Theologe Walter Wink (Angesichts des Feindes, S 45) beschreibt den Weg Jesu(er nennt ihn den dritten Weg) so: „Ergreife die moralische Initiative. Finde eine schöpferische Alternative zur Gewalt. Steh zu Deiner eigenen Menschenwürde. Begegne brutaler Gewalt mit Witz und Humor. Zerbrich den Teufelskreis der Demütigung. Weigere dich die unterlegene Position anzunehmen. Entlarve das Unrecht des Systems. Bringe die Machtdynamik unter deine eigene Kontrolle. Beschäme den Unterdrücker, bis er umkehrt. Bleib standfest. Sorge dafür, dass die Mächtigen Entscheidungen fällen müssen, auf die sie unvorbereitete sind. Erkenne deine eigene Stärke. Sei lieber bereit zu leiden als nachzugeben. Zwinge den Unterdrücker, dich in einem neuen Licht zu sehen. Bringe den Unterdrücker um jede Gelegenheit, bei der Gewaltanwendung wirkungsvoll zu sein scheint. Sei bereit, die Strafe dafür auf dich zu nehmen, dass du ungerechte Gesetzte übertrittst. Lass die Angst vor der bestehenden Ordnung und ihren Spielregeln in dir sterben.“

                                                                                        Albert Hohmann

 

Fragen an die Wahlkreiskandidaten von CDU, SPD, Bündnis90/Grüne, Die Linke, FDP

 

Von pax christi in Trier haben wir vor der Wahl den Kandidaten des Wahl-kreises Trier den oben aufgeführten Parteien Fragen vor allem zu sicher-heitspolitischen Fragen gestellt. Es ist auffallend, das wir nur von Corinna Rüffer (Bündnis90/Grüne) eine Antwort erhalten haben, die teilweise auch persönlich gehalten ist. Einige Passagen sollen hier veröffentlicht werden.

 

Fragen zur Sicherheitspolitik: Welche Forderungen stellen Sie an eine künftige Außen- und Sicherheitspolitik, die den Kampfeinsatz von Soldaten zu vermeiden sucht?  Welche Vorstellungen haben Sie zur Entwicklung von Bundeswehr und gewaltfreier Friedenssicherung? Wie stehen sie zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr? Welche Bedingungen sollten für ihren Einsatz erfüllt sein?

Ich  stimme  regelmäßig  gegen  Bundeswehrmandate. Daran  erkennen  Sie  meine  kritische  Haltung  zu Bundeswehreinsätzen. Die Anwendung von Gewalt – zumal militärischer – ist immer eine Katastrophe. Der Einsatz von Militär darf daher nur äußerstes Mittel zur Gewalteindämmung und Friedenssicherung in absoluten Extremfällen sein. Militär kann bestenfalls  ein  Zeitfenster  schaffen, um den  politischen Weg aus einer Krise zu ebnen. Aber Militäreinsätze können Krisen nicht nachhaltig lösen und keinesfalls können sie dauerhaften Frieden schaffen. Daher setze ich mich dafür ein, dass Maßnahmen der zivilen Krisenprävention, Konfliktlösung und Konfliktnachsorge absoluten Vorrang haben.

Fragen zum Rüstungsexport: Wir unterstützen die Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel. Wir sind davon überzeugt, dass die Aufrüstung von Konfliktparteien Kriege verursacht, sie verlängert und die Zahl ihrer Opfer potenziert. Wir fragen deshalb: Wollen Sie den deutschen Rüstungs-export, der den Artikel 26 des Grundgesetzes missachtet, beenden oder mindestens entscheidend zurückfahren? Welche Maßnahmen schlagen Sie vor?

In seiner Zeit als Wirtschaftsminister hat Vizekanzler Sigmar Gabriel versprochen, Rüstungsexporte zu  vermindern.  Umgesetzt wurde das nie. Ganz im Gegenteil: Deutschland exportiert zurzeit so viele Rüstungsgüter wie schon lange nicht mehr. Außerdem entscheidet immer noch der vollkommen intransparente Bundessicherheitsrat,  ein  Unterausschuss  des  Bundeskabinetts, über  die  Genehmigung  von Rüstungsexporten.  …Der einzige Weg, diesen Missstand zu beseitigen, ist das von mir und meiner Fraktion geforderte Rüstungsexportkontrollgesetz.

Fragen zu den Atomwaffen: Wir sind davon überzeugt, dass Atomwaffen eine Geißel der Menschheit sind und auch schon ihre Herstellung und die Androhung ihres Gebrauchs moralisch nicht zu vertreten sind. Wir fragen deshalb: Werden sie sich für die Abschaffung der Atomwaffen im Flieger-horst Büchel einsetzen? Treten sie dafür ein, dass Deutschland das in New York von ca 130 Staaten verabschiedete  Abkommen zum Verbot von Atomwaffen unterschreibt?

Ich kämpfe seit vielen Jahren gegen Atomwaffen auf deutschem Boden. Deshalb nehme ich auch jedes Jahr am Ostermarsch in Büchel teil. Ich hoffe, dass dieser Marsch irgendwann nicht mehr nötig ist, weil endlich alle Atomwaffen abgezogen wurden. Ich setze mich selbstverständlich dafür ein, dass Deutschland den UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen unterzeichnet.

Fragen: Zahlreiche Fakten belegen, dass deutsche und europäische Politik dazu beitragen, dass Menschen flüchten – innerhalb ihrer Länder, aber auch nach Europa. Zu den Ursachen gehören eine verfehlte Handelspolitik der EU wie auch Kriege z.B. in Syrien, Irak und Afghanistan. Wir fragen deshalb: Wie müsste Ihrer Meinung nach ein wirkliches Gegensteuern  gegen die Fluchtursachen aussehen?

Deutschland und alle anderen Industriestaaten tragen mit ihrer Wirtschafts- und Handelspolitik dazu bei, dass  die  Menschen in  anderen  Teilen  der  Welt unter Armut und  Umweltzerstörung leiden und keine Zukunft für sich und ihre Familien sehen. So schaffen die derzeitigen Wirtschafts- und Handelsverträge der EU und Subventionen wie beispielsweise im Agrar-bereich keinen fairen Rahmen für internationalen Handel. Um Flucht-ursachen wirksam bekämpfen zu können, muss sich also zuallererst auch

an der Politik in Deutschland etwas ändern. Von einer künftigen Bundesre-gierung erwarte ich deshalb, dass sie die negativen Folgen unseres Wirt-schaftens für andere Weltregionen einschränkt, indem sie sich unter ande-rem für eine  faire Handelspolitik  der EU einsetzt, die Exportförderung von Agrarprodukten beendet und die bestehenden Finanzierungsversprechen gegenüber armen und fragilen Staaten erfüllt. Um Fluchtursachen nach-haltig zu bekämpfen, müssen aber auch Rüstungsexporte in Krisengebiete und  an  Staaten  mit  einer  hochproblematischen  Menschenrechtslage sofort  eingestellt  und Rüstungsexporte generell beschränkt werden.

Fragen: Wie stehen Sie zu den Verschärfungen des Asylrechts? Was müsste in der Bundesrepublik zur schnelleren Integration der Flüchtlinge geändert werden?

Das Grundrecht auf Asyl und die Genfer Flüchtlingskonvention sind für mich ganz klar die Grundlage deutscher  und  europäischer  Flüchtlings-politik.  Ich  setze  mich  daher konsequent  dafür ein, eine  gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik zu entwickeln, die den Menschenrechten verpflichtet ist.  Deutschland  hat  die  Möglichkeiten, Schutzsuchende  aufzunehmen  und  zu  versorgen.  Daher  bin  ich dafür - ergänzend zum bestehenden Flüchtlingsschutz der Genfer Flüchtlingskonvention – ein großzügiges  Programm  zur  Aufnahme  von  Schutzsuchenden  aus  Drittstaaten  (Resettlement)  dauerhaft  zu etablieren.

Fragen: Welche Maßnahmen zum Begrenzen des Klimawandels müssen dringend und zeitnah in Deutschland getroffen werden? 

Es gibt viele Ursachen für den Klimawandel. Deshalb ist ein ganzes Bündel an großen und kleinen Maßnahmendringend nötig, um den Klimawandel zu bekämpfen. An dieser Stelle möchte ich mich daher nur auf die fünf zentralen Punkte beschränken:

1. Ausbau der erneuerbaren Energien und den Ausstieg aus der Kohle-kraft. 2. Die Verabschiedung eines Klimaschutzgesetzes, welches rechtlich verbindliche Ziele festlegt. 3.  …müssen umweltschädliche Subventionen abgebaut werden und Preise die ökologische Wahrheit sagen. 4. Das Vorantreiben des sogenannten Divestment (Geld aus klimaschädlichen Geschäftsmodellen und Unternehmen abziehen). Hierbei muss der Bund Vorbild sein. 5. Das Festlegen eines Mindestpreises für CO2 ...

Fragen: Wie  schätzen  Sie  das  gegenwärtige,  kapitalismusgeprägte  Wirtschaftssystem  ein?  Was  muss  in  die Wege geleitet werden, dass die Schere zwischen arm und reich nicht weiter auseinander geht? Befür-

worten Sie die Notwendigkeit von öffentlichen Gütern?

Wir leben in einer Gesellschaft, in der sich die Gewinne bei den reichsten Menschen unserer Gesellschaft konzentrieren. Wir brauchen daher drin-gend eine Steuer für Superreiche, um diesen Reichtum umzuverteilen. Nur so können wir öffentliche Güter ausreichend finanzieren, damit sie für alle Menschen zugänglich sind. Ich bin dagegen, öffentliche Güter und Dienst-leistungen zu privatisieren, da das viele Menschen ausschließen würde.

 

Mitgliederbefragung 2017 - erste Ergebnisse und Erkenntnisse:

 

Immer wieder war in den Gremien unserer Bewegung die Überalterung  und die sehr geringe Beteiligung der ca. 150 Mitgliedern an Veranstaltungen oder Aktivitäten diskutiert und reflektiert worden. So konnten sowohl in der Mitgliederversammlung 2016 als auch in diesem Jahr kaum ein Dutzend Mitglieder gezählt werden. In diesen Diskussionen wurde es auch sehr bedauert, dass es bisher nicht gelungen war, junge Leute für die Idee und die Ziele der pax-christi- Arbeit zu gewinnen. Fragen nach der Zukunft von pax christi im Bistum Trier drängten sich auf, sind wir eine sterbende Organisation, wie können wir die große Vision unseres Meisters aus Nazareth erhalten oder reaktivieren?… Eine ähnliche Entwicklung kann auch für die bundesdeutsche pax-christi-Bewegung konstatiert werden. Der Vorstand, eine Organisation ohne Vorsitzenden, verdeutlicht diese Situation und hat daher eine Arbeitsgruppe beauftragt, diesen Strömungen und Tendenzen einmal nachzugehen und mögliche Konsequenzen zu erarbeiten. Eine telefonische Mitgliederbefragung im gesamten Bistum wurde als ein Element fokussiert, um diese unbefriedigende, fragile Entwicklung näher zu beleuchten.

Heute können hier nur Teilergebnisse referiert werden, einige Akteure konnten die telefonische Befragungen noch nicht abschließen.

In der Zeit vom 1.9.2017 bis zum 30.11. 2017 konnten vor allem in der Region Koblenz 35 Mitglieder telefonisch kontaktiert werden, zwei Mitglieder konnten nicht gefragt werden, weil sie krank oder aus unterschiedlichen Gründen indisponiert waren. Es ist sicher verständlich, dass bei unserer Fragestellung nicht alle Antworten referiert werden können; dies kann nur stichwortartig und komprimiert erfolgen.

Zu Frage 1: Was schätzen Sie/ Du an pax christi:

è Die Friedenspolitik im globalen-ökologischen System

è Die eindeutige pazifistische Positionierung

è Das Engagement für soziale Gerechtigkeit

è Friedensarbeit im Sinne des Meisters aus Bethlehem

è Die persönliche und freundschaftliche Umgang in der Gruppe

è Die Mut machenden Äußerungen für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung

è Versöhnungsarbeit z. B. mit Frankreich und Polen

è aber auch eine kritische Stimme: „Ich habe keine gute Meinung zu pax — zu starke antisemitische Tendenzen“.

Kommentiert man diese Antworten, dann wird deutlich, dass die befragten Mitglieder – bis auf eine Stimme - die Inhalte, Ziele und Optionen von pax christi sehr klar im Blick haben und sich offensichtlich auch damit identifizieren können. Neben dieser thematischen Orientierung werden aber auch die psychosozialen Bedürfnisse sichtbar: Der freundschaftliche und persönliche Umgang in der Gruppe und die ermutigenden Äußerungen und Aktivitäten unserer Organisation in Deutschland.

Zu Frage 2: Und was an der Bistumsstelle:

è Die klare Positionierung zu den antisemitischen Tendenzen bei pax christi Deutschland

è Die persönlichen und freundschaftlichen Kontakte

è Der offene Dialog und respektvolle Umgang

è Die Kritik an unseren neoliberalen- kapitalistischen Gesellschaft

è Die Gemeinschaft kritischer Geister

è Solidarisches Handeln

è Die kritischen Beiträge im Rundbrief

è Die Aktivitäten rund um die Atompolitik (militärisch und energetisch),

Wiederum werden hier die persönlichen Kontakte und Beziehungen fokus-siert. Solidarität und eine gute Gruppenkohäsion scheinen der Motor für pazifistisches Handeln zu sein, die kritischen Beiträge im Rundbrief werden mehrfach gewürdigt sowie der offene Dialog und der respektvolle Umgang. Es ist eine hohe Zufriedenheit mit der Bistumsstelle zu konstatieren!

Zu Frage 3:Was sollte pax christi Deutschland anders machen?

è Eine kritischere Distanz zu den politischen Akteuren

è Die antisemitische Position mit Blick auf Israel und Palästina aufgeben

è Mehr Solidarität mit den Ausgegrenzten, den Flüchtlingen und Randgruppen

è Stärkere Präsenz an den Schulen und Hochschulen

è Jungen Familien mehr Foren der Begegnung bieten

è Stärkere Kooperation mit NGOs

è Strukturen der Gewalt benennen und zu ändern versuchen

è Kann ich nicht beurteilen, weil „wir keine Verbindungen zur Zentrale in Berlin haben.“

In diesen Antworten werden einige kritische Stimmen laut, die klar und deutlich einen distanzierten und kritischen Umgang mit den politischen Akteuren verlangen und eine wesentliche höhere Präsenz in den Schulen fordern sowie eine Zusammenarbeit mit den NGOs erwarten. Kritik wird auch an den langen Wegen zu der Zentrale in Berlin deutlich.

Zur Frage 4: Was sollte die Bistumsstelle anders oder besser machen?

è Das Evangelium besser zur Sprache bringen

è Mehr gemeinsames Beten, Feiern der Eucharistie

è Diese Optionen jüngeren Leuten näher bringen

è Jungen Familien mehr Foren anbieten

è Weiterhin öffentlich auftreten für Fragen des Friedens, der Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung

è Frauenthemen mehr in den Blick nehmen

è Mehr Präsenz an den Schulen zeigen

è Das neoliberale System kritisch im Blick behalten und Veränderungen fokussieren

è Weiterhin das Nahostpapier vertreten (Antisemitismus)

Vielfach werden hier schon fokussierte Themenfelder wiederholt und bekräftigt, es wird aber auch der Blick auf das Evangelium, das Feiern und Beten gewünscht, ebenso kommen die Bedürfnisse von jungen Familien und Frauen, eine vernachlässigte Gruppe, zu Wort.

Zur Frage 5: Bei pax christi Trier gibt es folgende Themenschwer-punkte, der bei der Bistumsstelle oder in einzelnen Gruppe eine besondere Rolle spielen: Wir bitten Sie / Dich jeweils um ein Einschätzung nach den Kategorien 1-5. d. h. 1 (Note) ist sehr wichtig, 5 ist nicht wichtig?

è Atomwaffen in Büchel: 15 x1 (Note); 9x2 ; 6x3 ; 4x4

è Kapitalismuskritik         15x1; 11x2; 3x4

è Friedenspolitik              22x; 7x2; 4x3

è Christlich- isl. Dialog      7x1; 16x2; 3x3

è Auseinandersetzung mit Gewalt    6x; 19x2;  7x3

è Spiritualität                   12x; 9x2; 7x3; 5x4; 1x5

è Soziale Fragen            14x1; 11x2; 1 x3; 2x4; 1x5;

è Klimakatastrophe          9x1; 10x2;  9x3; 8x4

Diese thematischen Kategorien wurden oft mit sehr konkreten Inhalten verbunden und mit entsprechenden Kontexten. Die Mitglieder zeigten hier eine klare Einschätzung, die mit einem Blick für das sogenannte Ganze gesehen wurden.

Zur Frage 6: Welche Inhalte würden Sie/ Du noch ergänzen?

è Gemeinwohlökonomie

è Konkrete Initiativen aufgreifen

è Spirituelle Angebote

è Altersarmut

è Fluchtursachen und Flüchtlinge

è Rassismus und Faschismus

è Gerechtigkeit — Alternativen zum Kapitalismus

Zur Frage 7: Welche Veranstaltungen würden Sie/ Du persönlich besuchen?

è Theologie der Befreiung

è Aktion in und um die Atomwaffen in Büchel

è Versöhnung auf individueller wie politischer Ebene

è Spirituelle Wanderungen

è Gottesdienste und Gebete um den Frieden

Die Antworten auf die Fragen 6 und 7 bedürfen hier keiner besonderen Beantwortung und Kommentierung.

 Zur Frage 8: Welche Themen sollten im Rundbrief behandelt werden?

è Aktuelle Themen aus dem Zeitgeschehen

è Alternativen zur kapitalistischen Wirtschaftsordnung

è Praxisberichte

è Mischung von Theorie und Praxis

è Mut machende Impulse

è Gestaltung und den Inhalten zufrieden.

Insgesamt waren die Mehrzahl der befragten Mitglieder mit der Gestaltung und den Inhalten zufrieden; der Rundbrief findet eine hohe Anerkennung. Es werden nur einige Ergänzungen (s.o.) gewünscht.

Zur Frage 9: Kennen Sie Leute, die an der Arbeit von pax christi Interesse haben, und würden Sie/ Du auf pax christi aufmerksam machen?

è Die meisten Befragten konnten diese Frage mit einem Ja  beantworten – einmal gab es ein striktes Nein. Verdeutlicht wurde dabei, dass zwar Interesse bei Freunden und Bekannten an der Arbeit von pax christi bestünde, aber so war zu erfahren, man scheue die verbindliche Mitarbeit, die das Engagement mit sich bringe.

è Eine starke Rolle spielt hier die Zugehörigkeit zu einer Basisgruppe; sie wird als Pforte für potentielle Mitglieder gesehen.

è Eine sehr kritische Stimme bemerkte: Ich würde bei Bekannten oder Freunden für pax Christi werben, wenn dem Phänomen des Kapitalismus nicht so viel Raum gegeben würde.

Zur Frage 10: Gibt es bei jüngeren Mitglieder Ihrer/ Deiner Familie Interesse an Friedensthemen? Ist jemand aktiv?

è Es gibt ein starkes Interesse bei Freunden und Bekannten an Friedensgebeten

è Viele Befragte verdeutlichten, dass Ihre Familienmitglieder an den Fragen und Themen von pax christi Interesse haben, aber die alltäglichen Verpflichtungen und die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes Hindernisse wären, die sie an einer Mitarbeit hinderten.

Zur Frage 11: Wie ist das Thema Frieden in Ihrer Gemeinde präsent?

Die Antworten aus dem Koblenzer Spektrum:

è In den angestammten Gemeinden ist dieses Thema kaum vorhanden (10 Mitglieder), die übrigen Befragten haben eine neue Heimat für die Feier der Liturgie in anderen Gemeinden gefunden, und dort ist das ganze Themenspektrum sehr präsent: Im Heinrich- Haus in Engers oder bei den Pallotinern in Vallendar. Und hier wird kritisch angemerkt, dass pax christi im Gegensatz zum BUND in Vallendar bei religiösen Veranstaltungen nicht dabei ist.

è Die letzte Frage erübrigt sich hier, Pfarrer Paul Freialdenhoven bringt diesen Fragenkomplex in Engers ein, in Vallendar sind es die Pallottiner-Patres oder engagierte Laien.  

Sonstige Antworten: in der ökumenischen Bewegung,  bei Friedensge-beten, in informellen Gesprächen, durch Misereor oder Bolivienaktion.

Zur Frage 12: Durch wen wird es eingebracht?

è Nur durch die Gruppe in Trier Olewig.

Ein kurzes Fazit dieser Befragung:

Ø Die meisten Mitglieder unserer Bewegung konnten sich auf diese Fragebogenaktion gut einlassen und waren sehr kooperativ; häufig entwickelt sich über die Fragen ein sehr persönliches Gespräch, in dem sie ihr Interesse und ihre Solidarität mit pax christi verdeutlichten. Zuweilen wurde auch kritisch bemerkt, dass sie sich zu wenig gesehen fühlen und ihre möglichen Aktivitäten kaum gefragt seien: Man käme sich manchmal verloren vor.

Ø Bemerkenswert waren die Wünschen von einigen Mitgliedern, den Kontakt und die Kooperation zu NGOs herstellen, die Bedarfe junger Mitglieder mehr in den Blick zu nehmen, um ihnen damit Möglichkeiten einer aktiven Mitarbeit zu ermöglichen, das Fehlen einer aktiven Friedensarbeit in den Gemeinden, die Abwesenheit von pax christi in den Schulen und auch das Klagen älterer Mitglieder, aus den Bezügen unserer Bewegung gänzlich herauszufallen. Schließlich wurden auch Themen der weiblichen Mitglieder angesprochen, die offenbar in der von Männern dominierten Bewegung nur wenig Aufmerksamkeit gefunden haben.

Ø Die bisherigen Ergebnisse dieser Teilbefragungen können und sollen dazu beitragen, die gesamte Szenerie unserer Arbeit kritisch in den Blick zu nehmen. Eine abschließende Auswertung der Frage-bogenaktion wird den einen oder anderen Aspekt noch deutlicher markieren. Es wird aber - so meine ich - schon heute deutlich, dass die Option des Reiches Gottes und seiner Gerechtigkeit in unserer Organisation lebt. Es werden sicher neue Wege gesucht und dann auch gefunden werden, den Zielen von pax christi, der katholischen Friedensbewegung, treu zu bleiben.

Ø Die Mitglieder sind aufgerufen und aufgefordert, sich zahlreich zu Wort zu melden - telefonisch oder schriftlich. Wir dürfen uns sicher sein, dass auf unserem Dialog der Segen von unserem Meister aus Nazareth ruht.                                                                               Koblenz im Advent des Jahres 2017             Egbert Wisser                                                                 

 

 

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